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Mehr Fotos sind unter dem Menupunkt Bilder - Skandinavien 2023 zu finden.
Tagebuch
13. Mai 2023
Am Freitagabend noch die Kleider und alles andere bereit gemacht. Was nimmt man mit für 8 Wochen? Welches Wetter erwartet uns - von bitterkalt bis sommerlich warm, nasses "Huddelwetter" bis zu wunderbarem Sonnenschein? Gar nicht so einfach. Aber irgendwann stehen die verschiedenen Kisten und Zainen bereit und warten darauf, am Samstagmorgen ins Wohnmobil gepackt zu werden.
Um 13:00 Uhr ist alles bereit und der Roadtrip Richtung Norden geht los. Geplant sind rund 2700 km Richtung Lofoten. Luftlinie wäre dies die Entfernung von Zürich nach Kairo! Da haben wir uns und unserem WoMo ganz schön was vorgenommen. Wir sind gespannt. Doch schon nach gut 10 km stockts: Stau von Urdorf bis Wallisellen, gut eine Stunde für diese Strecke. Wenn dies das Omen für unsere Reise ist, dann können wir bestenfalls in den Lofoten wenden und zurückfahren. Doch danach geht’s rassig und problemlos via Schaffhausen und Stuttgart Richtung Norden. Wir entscheiden uns, in Würzburg zu übernachten. Park- und Übernachtungsplatz für Wohnmobile direkt bei der Innenstadt und direkt am Main. Wir essen in der Stadt und freuen uns mit vielen anderen Leuten an einem der ersten lauen Frühlingsabenden. Das erste Glace draussen. Und viele Leute geniessen den Abend mit einem Glas Wein auf der grossen Fussgängerbrücke über den Main.
14. Mai 2023
Heute heisst es wieder Kilometer zu raspeln. Ziel ist, heute Abend in der Nähe von Kiel zu sein, wo wir am Montagabend die Fähre nach Göteborg gebucht haben. Das sind dann heute doch rund 620 km. Die Fahrt geht flott und einfach. Mit rund 90 bis 100 km/h easy und entspannt über die A7 Richtung Norden. Doch zu früh gefreut, kurz nach Hannover Stau! Auffahrunfall auf einen Stau, 4 involvierte Fahrzeuge, 6 zum Teil schwer Verletzte! Totalsperrung der Autobahn und rund 2 1/2 Stunden Stillstand. Im WoMo haben wir zum Glück Verpflegung, Kaffeemaschine und WC mit dabei. Die anderen in den PWs können einem richtig leidtun. Die vorbeifahrenden Krankenwagen trüben die Ferienstimmung aber ziemlich.
Rund um Hamburg einiges an Stau. Das Navi führt uns deshalb ziemlich durch die Stadt. Wir wagen es trotz der Grösse unseres WoMos. So kommen wir dann mit einiger Verspätung in Kiel an und entscheiden uns, in Laboe an der Kieler Förde zu übernachten. Ein Campingplatz direkt am Meer, wir haben einen schönen Stellplatz.
15. Mai 2023
Das Wetter spielt mit, wir geniessen das Frühstück draussen vor dem WoMo mit frischen Brötchen. Danach besuchen wir das Marine Ehrenmal in Laboe. Es bewegt uns, wie viele Marinesoldaten aus allen Ländern insbesondere in den Weltkriegen ihr Leben lassen mussten. So kamen zum Beispiel von 40'000 deutschen Uboot Fahrern nur rund ein Viertel wieder lebend zurück. Ganz zu schweigen von den vielen Seeleuten, die durch Torpedos der Uboote ihr Leben verloren haben. Und wofür das alles? Schlussendlich einfach für nichts! Besonders eindrücklich eine Wand mit persönlichen Widmungen von Angehörigen an ihre gefallenen Söhne, Ehemänner und Väter. Und viele dicke Bücher mit allen Namen gefallener Seeleute. Jeder einzelne Name ein Schicksal, eine Familie, Trauer…
Danach besuchen wir noch ein Uboot aus dem 2. Weltkrieg. Eine 60m lange Röhre vollgestopft mit Technik. Ohne richtig Platz für die Seeleute. Die Kojen mussten sich 2 bis 3 Seeleute teilen und sind nur rund 1.60 m lang. Zwischen Torpedos, Motoren, Batterien und Lebensmitteln haben diese Männer gehaust, nicht vorzustellen bei Beschuss in dieser engen Röhre ohne Frischluft eingesperrt zu sein.
Am späteren Nachmittag geht es Richtung Kiel zum Einschiffen auf die Fähre. Check-in wird im Drive-through gemacht und dauert rund 30 Sekunden, inkl. Bordkarten und Schlüsselkarten für die Kabine. Das ist effizient organisiert. Das WoMo im Bauch des Schiffes versorgt. Nun suchen wir unsere Kabine im 11. Stock. Wunderschöne Kabine mit grossem Fenster.
Ausgerüstet mit einem Welcome-Cüpli verfolgen wir die Ausfahrt aus Kiel auf dem Aussichtsdeck im 12. Stock. Es wird langsam kühl und wir holen unsere Jacken in der Kabine, was uns noch ein zweites Welcome Cüpli beschert. Wir sagen natürlich nicht nein :-). Später Nachtessen im Restaurant mit Tisch direkt am grossen Fenster. Wir geniessen den Sonnenuntergang mit einem guten Essen und einem Schluck Wein.
16. Mai 2023
Frühstück auf der Fähre, das Restaurant ist ziemlich voll. Wir finden einen Platz am Tisch eines älteren Herrn aus Berlin. Er besucht seinen Stiefsohn in Stockholm. Leider kann er dies nicht zusammen mit seiner Frau tun, da der Stiefsohn in einem Tiny House lebt und nicht für beide Platz hat. Unser Tiny House hat Räder und steht unten im Fahrzeugdeck der Fähre :-)
Wenn wir uns umschauen, sehen wir neben einigen ganz wenigen Familien mit kleinen Kindern nur Leute im Pensionsalter. Wir machen uns etwas über die Rentnerreisen lustig bis uns bewusst wird, dass ich ja mit Ü60 eigentlich auch langsam in diese Kategorie gehöre und den Altersschnitt nicht mehr nach unten ziehe.
Die Einfahrt nach Göteborg ist faszinierend. Zuerst fahren wir neben vielen vor Anker liegenden Frachtschiffen durch, danach durch den schmalen Fjord von Göteborg, mit dem Riesenschiff knapp an den kleinen Schäreninseln vorbei. Leuchttürme und kleine Häuser.
Wir können sehr schnell unter den Ersten von der Fähre runter fahren. Bei der Ausfahrt aus dem Hafengelände warten der Zoll und die Polizei. Jeder Fahrer wird einer Alkoholkontrolle mit Atemlufttest unterzogen! Hoffentlich sind die zwei Cüpli und die halbe Flasche Rotwein schon abgebaut, in Schweden gilt eine Grenze von 0.2 Promille. Alles in Ordnung, ich darf weiterfahren und das Blasröhrchen als Souvenir behalten. Wäre noch interessant zu wissen, wie viele in dieser Kontrolle hängen bleiben.
Danach geht’s zum Einkaufen. Da wir für die Fähre den Gastank schliessen mussten, war der Kühlschrank während der Überfahrt abgestellt und wir haben keine verderblichen Lebensmittel mitgenommen. Der Laden ist aber ziemlich klein und hat wenig Auswahl. Einen Supermarkt finden wir nicht in akzeptabler Distanz. Die Einwohner Göteborgs essen wohl vor allem auswärts?
Danach geht’s in die Stadt. Es ist wunderschönes Wetter und rund 20 Grad warm. Für die Schweden ist das anscheinend schon Hochsommer, zumindest was die Kleidung angeht. Offene Schuhe oder Flipflops, Bauchfrei oder Tanktops, kurze Hosen und Röcke. Wir brauchen aber unsere Jacken schon noch und outen uns als Touristen. Aber für einen Latte Macchiato (mit Herzchen drauf) mit Streuselkuchen an der Sonne im alten Viertel Haga passts hervorragend und wir geniessen den Frühling.
17. Mai 2023
Heute geht’s weiter nach Stockholm, rund 500 km. Mit dem Frühling ist es definitiv vorbei. In Göteborg morgens um 8 Uhr 3 Grad und Nieselregen. Auf der Fahrt wird es laufend kühler und es regnet in Strömen. Bei Jonköping zeigt das Thermometer noch 0.5 Grad und die entgegenkommenden Lastwagen sind vorne mit einer schönen Schicht Schnee bepflastert. Und bald fahren auch wir im dichten Schneetreiben und Schneematsch auf der Autobahn.
Später
geht der Schneefall wieder in Regen über, aber bei der Ankunft in Stockholm
regnet es in Strömen. Wir lassen den Stadtbummel deshalb sein, waren wir doch
schon zweimal in dieser wunderschönen Stadt, und treffen uns direkt zum Nachtessen mit meinem Neffen und seiner Familie.
18. Mai 2023
Nun geht’s bei schönstem Wetter los Richtung Norden! Bis Bodo sind es 1175 km, also ca. 15 Stunden. Wir suchen auf der Fahrt noch einen Ort, wo wir übernachten können und reservieren per Telefon einen Campingplatz in Solleftea. Die Reception ist nur von 12:00 bis 14:00 geöffnet. Code für die Schranke findet man im Briefkasten. Platz kann man selber wählen.
Von Stockholm nach Solleftea sind es 500 km. Nach Stockholm viel Verkehr und eine normale Autobahn.
Doch bald wird der Verkehr weniger, die Strasse schmaler. Bald sind es nur noch 3 Spuren, wechselseitig eine Überholstrecke. Später nur noch zweispurig und die letzten 100 km geht es nun auf einer normalen Landstrasse Richtung Solleftea. Der "richtige Norden" hat uns wieder!
Camping Solleftea ist ein grosser, aber sehr schön gelegener Campingplatz. Wir finden einen Platz mit Sicht auf den Fluss und läuten hier die Grillsaison 2023 ein.
Auf den anderen
Stellplätzen hat es vor allem Schweden und Norweger, diese scheinen die ganze
Saison da zu sein und richten ihre Plätze ein mit Rasenmäher, Gärtchen, Lounges
etc. Spannend….
Wir machen noch
einen kurzen Abendspaziergang am Fluss und sehen die ersten Wildgänse!
19. Mai 2023
Solleftea soll ein kleines, aber schönes Städtchen sein. Das zumindest sagen einige Artikel in Google. Also beschliessen wir, ein Café in der Stadt zu suchen und da zu Frühstücken. Aber das einzig halbwegs sehenswerte ist eine kleine Hauptstrasse mit typisch schwedischen Häusern. Solleftea hat - wie vermutlich viele weitere kleine Städte ausserhalb der urbanen Ballungszentren, seinen Zenit schon länger überschritten. Viele Geschäfte sind leer, von den drei Cafés ist nur noch eines offen. Dieses wäre zwar originell eingerichtet, hat aber nur Kuchen und Zimtschnecken. Das passt dann doch nicht so zum Frühstück. Solleftea war früher Garnisonsstadt, oberhalb der Stadt ist ein grosses Quartier der ehemaligen Kaserne, welches heute von verschiedenen Unternehmungen genutzt wird. Unter anderem befindet sich in einem Kellergeschoss eine Bäckerei. Wir versuchen unser Glück da, es hat auch Brot! Aber unüblich für das bargeldlose Schweden kann man nur mit Bargeld bezahlen. Aus lauter Respekt für meine Branche und meinen Arbeitgeber haben wir natürlich kein schwedisches Bargeld. Wir ziehen also unverrichteter Dinge wieder ab und backen im WoMo unsere Frischbackbrötchen auf. Dafür Frühstück draussen an der Frühlingssonne.
Die schwedischen Saisoncamper, eingefahren mit dem gesamten Hausrat, sind weiterhin dran, ihren Rasen zu mähen, Terrassen zu bauen und Gärtchen einzurichten. Das wird uns dann doch etwas zu viel und wie entschliessen uns, weiter zu fahren.
Los geht's weiter Richtung Norden und Norwegen, wobei wir uns zur Abwechslung nur eine kurze Strecke von 150 km bis Asele vorgenommen haben. Auf einer ruhigen Strasse mit ganz wenig Verkehr (alle 10 Minuten gefühlt kommt mal ein Auto entgegen) geht es durch die schwedischen Wälder Richtung schwedisch Lappland, vorbei an vielen Seen, einer schöner wie der andere.
Unterwegs sehen wir auch den ersten Elch. Er kommt kurz vor uns aus dem Dickicht Richtung Strasse. Keine Ahnung, wer erstaunter war. Wir einen Elch zu sehen oder der Elch, dass da ein Fahrzeug ist. Er dreht sich jedoch schnell um und verschwindet wieder im Wald, auf jeden Fall schneller als wir unsere Kamera oder Smartphones bereit haben. Schade….
Kurz darauf kommen wir in Asele an und haben einen wunderschönen Platz direkt am Fluss auf einem fast leeren Campingplatz. Wir geniessen das traumhafte Wetter und chillen am Fluss.
Wir
sind nun soweit nordwärts gekommen, dass es nicht mehr dunkel wird nachts und wir
werden rund um Mitternacht von einem traumhaften Abend-/Morgenrot belohnt!
20. Mai 2023
Weiter geht’s mir dem Roadtrip! Wir wollen heute die letzten 600 km Anreise bis Bodo im norwegischen Fylke Nordland, an der Küste des Europäischen Nordmeers, fahren. Von da aus gibt es eine Fähre zu unserem "Sehnsuchtsziel", den Lofoten. Über die einfachen Landstrassen Schwedens und Norwegens rechnen wir mit einer reinen Fahrzeit von rund 9 Stunden. Doch was ist das Motto der Reise: Der Weg ist das Ziel.
Und es lohnt sich! Die Strecke ist wieder wunderschön, vorbei an Seen und Wäldern. Und immer wieder sehen wir Rentiere und sogar auch nochmals einen Elch! Vorsicht ist geboten, stehen doch die Rentiere auch hinter der Kurve auf der Strasse. Wenn der Gegenverkehr (welcher sehr selten ist) mit Warnblinker warnt, lohnt es sich langsamer zu fahren.
Die Strasse geht bergauf in die Berge zwischen Schweden und Lappland. Die Temperatur sinkt entsprechend, der Frühling hat hier noch nicht Einzug gehalten. Die Seen sind noch gefroren und es hat auch noch Schnee!
In Tarnäby, da wo Ingemar Stenmark herkommt, machen wir einen kurzen Halt und essen etwas. Das Skigebiet ist skandinavisch klein und nicht hoch. Schon erstaunlich, dass man an so einem kleinen Hang so gut Skifahren lernen kann, dass man zum besten Skirennfahrer der Welt werden kann. Na gut, für einen guten Slalomhang reichen auch die kleineren Hügel alleweil.
Und dann endlich: Die norwegische Grenze!
Danach gehts steil bergab Richtung Mo I Rana in Norwegen. Noch rund 200km bis Bodo. Das schaffen wir auch noch! Weiter geht es durch den Saltfjellet. Es geht hier mit einer guten und schönen Strecke wieder bergauf auf rund 700 MüM. Es wird wieder winterlich und kalt, und bald erreichen wir oben kurz vor der Passhöhe den Polarkreis.
Und dann der Endspurt. Die letzten 100 km bis Bodo spulen wir auch noch runter und erreichen gegen 20 Uhr unser Ziel. Am Hafen hat es einen Stellplatz für Wohnmobile, wo wir uns zum Übernachten hinstellen.
WoMo
an der Strom anschliessen und zu Fuss in Zentrum. Die rund 2 km ins Zentrum zu
Fuss tun nach dem langen Sitzen richtig gut, auch wenn uns der Wind grad
ziemlich kalt um die Ohren pfeift. Nachtessen im 17. Stock des Scandic Hotels
mit Aussicht auf die Stadt und den Hafen. Danach noch die Fahrpläne der Fähre
studieren, Morgen soll es endlich in die Lofoten gehen.
21. Mai 2023
Wir stellen uns schon früh in die wartende Kolonne vor der Fähre, da es nicht mehr möglich war am Abend vorher einen Platz zu reservieren. Es hat nur um 13:00 Uhr und um 21:00 Uhr eine Fähre, und wir möchten unbedingt heute auf die Lofoten. Und die Fähre sieht nicht sehr gross aus. Wir stehen ziemlich vorne in der Warteschlange, aber haben keine Ahnung, wie viele Plätze reserviert sind. Die Warterei ist nicht so schlimm, haben wir doch in unser Tiny House auf Rädern alles dabei was es braucht: Küche, Wohnzimmer, WC, Schlafzimmer. Wir frühstücken und schlagen uns mit Schlafen und Lesen die Zeit tot. Später erfahren wir, dass doch rund 120 Fahrzeuge Platz haben. Erstaunlich, wenn man die Fähre von aussen sieht.
Um 12:00 beginnt das Boarding und wir haben Platz! Können sogar unter den ersten rein, haben doch vor allem PWs reserviert welche ein eigenes Deck haben.
Die Überfahrt ist ziemlich ruppig, Wellengang von ca. 2m Höhe. Zwischendurch meldet sich so etwas wie Seekrankheit im Magen. Schlafen hilft…
Nach 16:00 Uhr Ankunft in Moskenes auf den Lofoten.
Lofoten, wir sind da :-)
Gleich beim Hafen hat es einen wunderschönen Campingplatz. Wir stellen uns direkt an der Klippe auf. Direkt hinter uns geht es rund 30m runter aufs Meer. Eine Aussicht, die sich kaum überbieten lässt. Wir können am Tisch sitzen und sehen auf allen drei Seiten das Meer und die Berge rund um Moskenes. Die Möven fliegen um uns rum. Und das Wetter zeigt sich von der schönsten Seite. Das ist effektiv das Paradies! Genau darauf haben wir uns so gefreut.
Am
Abend spazieren wir ins Dorf und finden per Zufall ein Restaurant der
Gourmet-Klasse. Norwegische Küche vom Feinsten, unter anderem essen wir
Kabeljau Zungen mit Chili und Mango. Hervorragend! Damit hätten wir nie
gerechnet. Der krönende Abschluss!
22. Mai 2023
Am Morgen ist es sehr neblig, Sichtweite etwa 50m. Wie wir später erfahren, ist dies äusserst selten auf den Lofoten im Sommer, das gäbe es nur etwa fünfmal im Jahr. Aber schon bald hebt sich der Nebel und man sieht unter der Wolkendecke einen sonnigen Streifen Richtung Süden und die rund 100km entfernten Berge des norwegischen Festlands.
Später fahre ich mit dem Bike ins Dorf einkaufen. Es hat zwei Läden! Erstaunlich wie gross das Sortiment ist, muss doch alles irgendwie hierhin gekarrt werden. Einkaufen ist nicht ganz einfach, ist doch alles nur auf Norwegisch angeschrieben. Mit Schoggigipfeli, Pariserbrötli, einem Brot mit Rüebli drin (echt!), Himbeeren und der vor 30 Jahren so geliebten Leberpastete komme ich wieder zurück.
Die Leute hier sind alle sehr freundlich. Leicht erstaunlich, haben wir die Norweger bisher doch eher als reserviert erlebt. Aber jede und jeder lächelt Dich an und grüsst mit "Hej Hej". Selbst die Fussgänger lächeln Dich auf dem Bike an. Hej Hej!
Nach dem Frühstück nehmen wir die Bikes und fahren noch die letzten 5 km auf der E10, der Hauptstrasse welche über die gesamten Lofoten führt, ans Ende der Insel. Zuerst fahren wir durch Moskenes und an den kleinen Fischerhafen. Das Wetter klart richtig auf und die Sonne scheint! Danach steigen hinter dem Hafen auf einen kleinen Hügel direkt am Meer. Einfach grandios die Aussicht hier. Wir können uns kaum satt sehen. Danach geht’s mit den Bikes weiter nach Å. Die Ortschaft mit diesem wirklich sehr kurzen Namen hat rund 100 Einwohner. Der Name, etymologisch verwandt mit Ache und lat. aqua, bedeutet so viel wie Bach. Google weis alles :-). Wir steigen am absoluten Ende der Hauptstrasse (von hier geht’s wirklich nur noch mit Bergsteigen oder dem Boot an die Westspitze der Lofoten) noch auf einen kleinen Hügel. Auch hier wieder eine wunderbare Aussicht. Wir setzen uns in die Sonne, geniessen die Aussicht, und schauen den in den Felswänden brütenden Möven zu. Wir können uns fast nicht mehr aufraffen um wieder zurück zu fahren. Wir schauen uns noch etwas das Dörfchen Å an. Viele Rorbuers, also ehemalige Fischerhütten, welche heute in vielen Dörfern als Gäste-Appartements hergerichtet sind. So bleiben diese aber erhalten, die Dörfchen behalten am Hafen ihren ehemaligen Charme und verfallen nicht. In einem Restaurant am Hafen trinken wir noch einen Kaffee, bevor wir zurück fahren.
23. Mai 2023
Der Tag beginnt regnerisch und trüb. Gegen Nachmittag sollte es jedoch aufklaren und sich die Sonne zeigen. Also in aller Ruhe einkaufen gehen, die gekauften Schoggigipfeli geniessen. Und danach etwas Housekeeping. Staub- und Kiessaugen, Böden feucht aufnehmen, abstauben…. Ja, auch das muss sein. Und auch das Büro muss gemacht sein, Mails, Zahlungen, Sommerpneus organisieren etc. Aber in der Umgebung geht einem auch all das einfacher von der Hand!
Und wie die App vom Norwegischen Wetterdienst vorhergesagt hat, klart es nach dem Mittag auf. Es bleibt zwar ziemlich kalt, aber die Sonne drückt durch die dünner werdenden Wolken. Also anziehen, Bikes bereit machen und los geht's Richtung Osten nach Reine und Hamnøy. Dies sollen die schönsten Orte in den Lofoten sein. Wir freuen uns sehr darauf, vor allem wenn auch das Wetter wieder mitspielt.
Zwischen dem steilen Bergrücken und dem Meer geht es Richtung Reine. Die beiden langen Tunnels können wir auf der alten, schmalen Strasse umfahren. Und die ganze Zeit, wie schon die letzten Tage, von einem speziellen Fischgeruch begleitet. Überall stehen die Gestelle für das Trocknen der Fische als Stockfisch. Das gehört zu Norwegen wie das wechselhafte Wetter.
Und nach wenigen Kilometern sind wir in Reine. Doch kurz vorher heisst es noch warten: Die Strasse wird von einem Baustellenfahrzeug versperrt und es hat sich schon eine schöne Kolonne gebildet. Mit den Bikes fahren wir mal an der Kolonne vorbei. Weiter vorne verteilt ein Radbagger grosse Gummimatten über Felsen direkt am Strassenrand und eine Hälfte der Strasse. Was die wohl vorhaben? Als die Matten verteilt sind, wird die Strasse wieder frei gegeben und wir fahren in die grosse "Natur-Arena".
Und plötzlich ein Riesenknall! Wir sehen von weiter weg, wie über der Baustelle, wo vorhin die Strasse gesperrt war, Rauch aufsteigt und die Gummimatten und Gesteinsbrocken hoch fliegen. Hier wurde also der Fels gesprengt um die Strasse zu verbreitern. An vielen anderen Orten wäre wahrscheinlich für eine so grosse Sprengung das halbe Dorf evakuiert worden.
Wir fahren über verschiedene kleine Brücken von Inselchen zu Inselchen und können uns fast nicht satt sehen. Und wie versprochen kommt nun endgültig auch die Sonne hinter den Wolken hervor.
Wir steigen auf einen kleinen Hügel. An der Sonne ist es angenehm warm und machen es wie die Möwen: Wir hocken uns auf einen warmen Stein, lassen uns von der Sonne wärmen und geniessen die Aussicht.
In Reine wollen wir im Restaurant Gammelbua essen gehen. Dieses ist in einer ehemaligen Fischerwerkstatt und einem ehemaligen Laden eingerichtet. Wir sind aber noch rund eine halbe Stunde zu früh, das Restaurant öffnet erst um 18:00. Deshalb gehen wir noch etwas spazieren. Der Wind dreht nun richtig unangenehm kalt auf. Wir befürchten, dass die rund 7 km Heimfahrt gegen den Wind nach dem Essen dann doch etwas "streng" werden. Es ist wirklich unangenehm "bisig", weshalb wir unseren Spaziergang am Hafen von Reine nicht so richtig geniessen können. Doch ein paar Fotos vom Leuchtturm müssen noch sein.
Das Essen im Gammelbua ist dann sehr fein, und das Lokal selbst der Hammer. Gut haben wir vor der Türe ausgeharrt bis 18:00 Uhr: Es sind nur ein paar Tische vorhanden und nur 3 Tische nicht reserviert. Wäre schade gewesen, wenn wir nicht hätten da essen können. Wir essen Kabeljau-Zungen, Crevetten, Elchfilet und ein traditionelles Dessert. Wobei wir auch lernen, dass es sich bei den Zungen um das Kinn der Fische handelt, und nicht um die Zungen.
Und tatsächlich, die Rückfahrt wird giftig. Doch die grandiose Aussicht überlagert auch die Kälte. Vor allem auch spannend, wie sich mit dem wechselnden Licht auch die Landschaft verändert.
24. Mai 2023
Das Wetter schlägt nun definitiv um. Die Temperatur ist fühlbar gesunken und zu Beginn regnet es. Der Wind hat nochmals aufgefrischt und ist extrem kühl. Ohne die zumindest gefühlt wärmende Sonne wird nun richtig winterlich.
Wir fahren heute weiter ostwärts auf den Lofoten, von der Insel Moskenesøy, auf der wir uns aktuell befinden, weiter über Flakstadøy nach Vestvågøy. Da möchten wir an einem weissen Sandstrand auf der Nordseite bleiben. Wenn wir Glück haben, können wir von da aus auch nach Norden die Mitternachtssonne am Horizont sehen. Wir machen uns aber keine grossen Hoffnungen, der Wetterbericht spricht von Sturm und starkem Regen.
Und so geht also unser Roadtrip weiter. Das Wetter wechselt so alle 10 bis 15 Minuten. Von strahlendem Sonnenschein und Regenschauer und Wind. Unser Aprilwetter in der Schweiz ist im Vergleich dazu ziemlich langweilig.
Wir nehmen es gemütlich, halten oft an und probieren jede halbwegs befahrbare Stichstrasse, welche von der Hauptstrasse weg führt aus. Belohnt werden wir einerseits mit wunderschönen Landschaften und Anblicken. Die Natur hat hier wirklich aus dem vollen geschöpft und viel Fantasie gezeigt. Von Hochmoorlandschaften bis zu karibisch grünen Buchten.
Übrigens: Wir hören hier den ganzen Tag den Lokalsender Radio Bø. Ein kleines Lokalradio mit 4 Mitarbeitenden (gemäss Webpage) mit einem Musikprogramm das zu 100% zu uns passt. Unter diesem Link kann man Radio Bø über das Internet hören: https://radiobo.no/radiospilleren/ . Am besten man hört am Montagabend mal rein: Da spielen sie Bingo übers Radio…. :-) Das muss man sich unbedingt mal anhören!
Wir kommen so ins Dörfchen Nusfjord. Einem kleinen Fischerdorf an einem eindrücklichen schmalen Fjord gelegen, der noch von einer Felsinsel fast abgeriegelt wird. Der Weg dahin führt durch ein Hochtal mit wunderschönen Berglandschaften und Seen. In Nusfjord essen wir zu Mittag ein einem umgebauten Lagerhaus.
Weiter geht’s nach Hov. Hier hat es einen kleinen Campingplatz neben einem Reiterhof mit Islandpferden. Ziel ist, dass wir hier reiten gehen können. Das Wetter wird immer schlechter, wobei auf Momente, wo es stürmt und waagerecht graupelt innert weniger Minuten Phasen mit Sonne folgen. Das Schauspiel ist eigentlich grandios, der Strand und das Meer sehen laufend anders aus. Nur macht es bei gefühlten Minusgraden nicht unbedingt viel Spass hinaus zu gehen.
25. Mai 2023
Leider können wir heute nicht reiten gehen, das Wetter ist zu schlecht. Es windet viel zu stark (das Wohnmobil wird so richtig durchgeschüttelt) und es regnet immer wieder sehr stark und von allen Seiten.
Wir gehen mal erst Frühstücken im Restaurant. Das Frühstück wird von einer älteren Dame welche ursprünglich aus Oslo stammt, betreut. Dieses Wetter sei gar nicht ihres, empfängt sie uns, sie wolle endlich Sommer. Wobei Sommer hier 15 Grad heisst. Aber die aktuellen 2 bis 3 Grad, bei dem Wind gefühlt als -5 Grad, machen wirklich keine Frühlingsgefühle. Sie macht sich richtig Sorgen um uns was wir denn machen wollen. Und sucht uns alle Prospekte mit Schlechtwettervorschlägen aus der näheren und weiteren Umgebungen zusammen. Wir können sie fast nicht beruhigen. Zu erwähnen wäre auch noch: Das Buffet war wirklich exquisit.
Wir ziehen also einen Ruhetag ein und verziehen uns in unser rollendes Tiny House. Lesen, Schlafen, Essen, Faulenzen. Auch das geht. Und am späteren Nachmittag raffen wir uns auf und stellen uns den Gewalten des Wetters. Wir erleben auf unserem stündigen Spaziergang alles: Sonne, Schneefall, Graupel, Regen, Sturm.
Wobei das Wetter und die wechselnden Sichten - wenn's mal nicht quer regnet - doch auch ihren Reiz haben.
Und manchmal können wir uns nur mit dem Rücken gegen den Wind stellen und abwarten, bis die Böe und der Regen oder der Schnee vorbei sind. Doch innert Sekunden kann dann wieder die Sonne da sein, bis die nächste schwarz/graue Wand kommt.
Am Abend belohnen wir uns noch mit einem schönen Nachtessen im zum Hof gehörenden Restaurant.
26. Mai 2023
Eine stürmische Nacht ist hinter uns. Immer wieder starke Böen die das Wohnmobil durchschütteln. Draussen ist es gerade noch ein Grad. Mit dem Wind etc. fühlt sich das noch viel kälter an. mLeicht unterkühlt gehen wir frühstücken. Wieder steht ein riesiges Buffet bereit, obwohl es fast keine Gäste hat. Gut, die Mitarbeitenden des Reitstalls und des Restaurants essen auch hier.
Danach geht’s Reiten. Ausgerüstet mit Winter-Outdoor-Overalls und einer Kurzeinführung per Video, wie man mit einem Island-Pferd umgeht. Wir sind 4 Kunden und 2 Guides, wobei eine zu Fuss unterwegs ist. Das bewährt sich auch. Die Pferde sind hier immer draussen, auf den Weiden sind einfach grosse Wände aufgestellt, wo sich die Island-Pferde in den Windschatten stellen können. Die Weiden sind auch sehr karg. Beim Reiten stürzen sich die Pferde dann auch sofort auf alle schönen Grasbüschel am Wegrand. Wenn man dies nicht im allerersten Moment mit einem starken Zug am Zügel und zusammenklemmen der Beine unterbindet: chancenlos. Monica, die Guide zu Fuss, hat viel zu tun.
Danach geht's weiter
auf unserer Reise. Ziel ist Henningsvaer, das Venedig des Nordens. Ein Dorf,
das auf mehreren Inseln gebaut ist. Auf Luftaufnahmen sieht das Dorf wirklich
toll aus. Die Fahrt führt zuerst etwa 40 km auf einer schmalen Strasse, auf der
Kreuzen nicht wirklich möglich ist, der Küste entlang. Bis bald dann mal wieder
die nächste grosse Brücke über einen Fjord oder zur nächsten Insel folgt.
Henningsvaer ist dann aber eher nicht speziell. Eine spannende Zufahrt über mehrere Brücken, das Dorf selber ist für mich aber nichts Spezielles. Wir entscheiden uns, nicht hier zu bleiben, sondern nur kurz etwas zu essen und dann nach Svolvaer weiterzufahren. Das Wetter ist immer noch sehr wechselhaft. Innert Minuten wechselt es vom strahlenden Sonnenschein zum winterlichen Schneetreiben ohne Sicht. Während des Essens überfällt erneut wieder eine dicke Niederschlagswand mit grosser Geschwindigkeit das Dorf und stürzt sich den Berg hinunter. Hier scheint noch die Sonne, so gibt es unter der Wolke einen Regenbogen!
Nach dem Essen
fahren wir weiter nach Svolvaer, der Hauptstadt und grössten Stadt auf den
Lofoten. Rund 4'700 Menschen leben hier. Wir finden einen Stellplatz mitten im
Städtchen beim Industriehafen in Gehdistanz vom Zentrum und richten uns da für
die Nacht ein. Es
schneit auch am Abend immer wieder, der Wind ist extrem kalt. Wir fühlen uns
wie auf einer Expedition in die Arktis, als wir zurück zum Wohnmobil gehen.
Naja, wir sind auch nördlicher als Island und viel nördlicher als z.B.
Anchorage in Alaska. Dass dieser Teil Europas überhaupt so besiedelt ist, ist
nur dem Golfstrom zu verdanken, welcher das Klima etwas mässigt. Finden sich
hier in Norwegen ja die nördlichsten Universitätsstädte der Welt und sind
einige Häfen wie zum Beispiel Narvik auch im Winter eisfrei.
27. Mai 2023
In der Nacht schneit es in grossen Flocken. Aber immerhin bleibt der Schnee nicht liegen. Der Wetterbericht für die nächsten 10 Tage sieht nicht wirklich erfreulich aus, Regen und auch immer wieder starker Wind. Für heute Nachmittag ist auch eine Sturmwarnung für die Region aktiv. Da wir mehrere grosse, hohe Brücken passieren müssen entscheiden wir uns, nicht nach Andenes im Norden der Vesteralen zu fahren, sondern zurück aufs Festland zu gehen und da zu entscheiden, ob wir allenfalls Richtung schwedisch Lappland gehen. Wir fahren sehr früh ab (05.00 Uhr !), weil jetzt das Wetter noch gut ist. Auf den Strassen absolut kein Mensch und kein Verkehr. Mit dem Morgenlicht und dem frischen Schnee herrscht auch eine wunderbare Stimmung. Wir sehen auch unseren ersten Seeadler, aber natürlich verzieht sich auch dieser von seinem Sitz auf einem Fels auf einem kleinen Inselchen bevor wir die Kamera bereit haben. Nach wenigen Kilometern eine Bauabsperrung über die Strasse und eine kleine, norwegisch beschriftete Tafel. Was wir verstehen: Strasse bis 06:00 gesperrt, Umleitung. Wir folgen also der Umleitung auf einer ziemlich schmalen und holprigen Nebenstrasse. Das Navi meint, dass wir in 15 km rechts abbiegen sollen. Dies scheint also doch eine grössere Umleitung (oder gar ein grösserer Umweg?) zu sein. Wir fahren quer über die Insel, von der Südseite an die nördliche Küste. Dann, nach eben diesen 15 km, rechts und weiter entlang dem Meer, ebenfalls auf einer schmalen und einfachen Strasse. Das Navi meint, dass wir in 34 km links abbiegen können. Hoffentlich kommen wir da dann wieder auf die Hauptstrasse. Wir umfahren noch 2 wunderschöne Fjorde, das heisst aber jedesmal, dass für eine Strecke von ein paar hundert Metern Luftlinie mehrere Kilometer am einen Ufer entlang hin und am anderen zurück gefahren wird. Und endlich sind wir dann wieder auf der Hauptstrasse E10. Für eine gesperrte Strecke von etwas mehr als 15 km haben wir einen Umweg von knapp 50 km machen dürfen. Aber: der Weg ist das Ziel!
Die Landschaft ist immer sehr abwechslungsreich. Es ist, als hätte jemand einen riesigen Baukasten mit endlos vielen unterschiedlichsten Bauteilen für Küsten, Fjorde, Berge, Strände, Wiesen, Brücken, Tunnels, Häuser und Höfe und vielem mehr gehabt und hinter jeder grösseren Kurve wieder etwas ganz neues zusammengebaut. Sehr eindrücklich ist auch die Fahrt durch einen 5km langen Tunnel unter dem Meer hindurch von einer Insel auf die andere. Zuerst geht es im Tunnel fast endlos und recht steil bergab, bis es dann genau gleich wieder bergauf geht.
Nach dem Mittag erreichen wir Narvik. Narvik ist eine Hafenstadt und seit Anfang der 20. Jahrhunderts wird hier das Eisenerz aus dem schwedischen Bergbaus in Kiruna auf Schiffe verladen. Das Erz kommt mit der Bahn über das Gebirge nach Narvik. Dank dem Golfstrom und dem langen Fjord ist dieser Hafen das ganze Jahr eisfrei. Viel zu bieten hat Narvik nicht. Wir übernachten auf einem Stellplatz mit etwas Sicht auf den Hafen.
28. Mai 2023
Morgens nochmals die App des Norwegian Meteorological Institute (sehr empfehlenswert für eine Norwegen Reise und meiner Meinung nach hervorragend gemacht) konsultiert. Wir müssen uns entscheiden, ob wir etwas südwärts nach Nordschweden gehen, wo das Wetter etwas besser ist, oder hier im Norden Norwegens bleiben wollen. Die Sturmwarnungen wurden wieder etwas reduziert, die Vorhersagen sehen nicht mehr ganz so übel aus. Deshalb entscheiden wir uns, von Narvik nach Andenes an die Nordspitze Vesterålens zu fahren. Wenn das Wetter dann wirklich mit macht, gehen wir von da aus Wale und Papageientaucher beobachten. Ein abwechslungsreicher Roadtrip über rund 250 km, vorbei an Fjorden, Bergen, über Brücken und durch Moorlandschaften. Unterwegs sehen wir auch nochmals einen Elch. Zudem hat es auch immer wieder Rentierherden, welche sich in der Nähe des Meers auf den Wiesen ausruhen. Zum Teil direkt neben bewohnten Häusern mit Hunden im Garten.
In Andenes ist der Campingplatz noch geschlossen, kann aber verwendet werden, wenn man WC und Dusche nicht benötigt. Als wir ankommen, sind wir die einzigen da und suchen uns unseren Platz aus, so dass wir beim erwarteten starken Wind heute Nacht wenigstens etwas geschützt sind. Die Lage des Platzes ist sensationell schön.
Am Abend fahren wir noch mit den Bikes ins Dorf Andenes rein. Andenes hat 2'500 Einwohner. Viel los ist nicht. Es hat eine Basis der Norwegischen Luftwaffe und der Nato mit einem Flughafen, der auch zivil genutzt wird. Das Dorf selber gibt nicht viel her. Heute Sonntagabend ist nur eine Pizzeria geöffnet. Diese scheint der Treffpunkt der Jugendlichen von Andenes zu sein und ist sehr gut besucht.
Inzwischen kommt auch die angekündigte Regenfront und der stärkere Wind an, sodass wir eine ziemlich unangenehme Rückfahrt zum Wohnmobil haben. Wir werden zudem noch von einer Wasserfontäne von einem vorbeifahrenden Auto ausgiebig geduscht. Der Regen lässt später nach und es hat einige wolkenlosen Stellen, die jedoch mit dem Wind sehr schnell vorbei ziehen. Wir haben so die (kleine) Hoffnung, dass wir heute Nacht die Mitternachtssonne sehen können. Auf jeden Fall herrscht un 23:30 eine wunderbare Stimmung direkt von unserem Platz am Meer aus (siehe Bild).
Und
wie es natürlich sein muss, schiebt sich die Regen-/Wolkenwand genau ab
Mitternacht vor die Sonne. Naja, aufgehoben ist nicht aufgeschoben.
29. Mai 2023
Wir haben eine ziemlich stürmische Nacht hinter uns. In den Böen Windstärke 7 bis 8. Es hat das Wohnmobil doch ziemlich durchgerüttelt. Doch heute Morgen der schönste Sonnenschein, wenn auch noch eine ziemlich steife Brise weht.Wir haben für heute eine Wal-Tour gebucht, jedoch haben wir bereits gestern eine Nachricht erhalten, dass das Wetter sehr unsicher sei, der Start der Tour frühestens um 16:00 erfolgen könne und noch ziemlich unsicher sei. Wir gehen deshalb mit der Kamera bei uns am Strand auf Vogel-"-Jagd" und erwischen ein Pärchen Austernfischer.
Danach machen wir uns auf mit den Velos nach Andenes zum Hafen für die Walsarfari. Leider ist immer noch ungewiss, ob die Tour starten kann. Von Land aus etwas unverständlich, ist doch strahlend schönes Wetter, der Wind noch eine steife Brise und der Wellengang auf dem Meer draussen sieht auch noch moderat aus. So warten wir halt und versuchen, das schöne Wetter, auch wenn es ziemlich kalt ist (3 - 4 Grad), zu geniessen.
Um 18:00 Uhr geht’s los mit der Tour, Schon bald nach der Ausfahrt aus dem Hafen merken wir, dass das Meer bei weitem nicht so harmlos ist, wie es vom Land aus ausgesehen hat. Es wirft unser Schiff MS Reine doch ziemlich hin und her. Es ist nicht möglich, sich auf Deck zu bewegen ohne sich an der Reling oder einem Geländer richtig festzuhalten und weiter zu ziehen. Der Bug geht doch mit jeder Welle einige Meter auf und ab, zudem rollt das Schiff sehr stark.Mit dem Echolot sucht die Mannschaft nach Tönen von Walen. Sie können sie so unter Wasser ca. auf 5 km orten und verfolgen bis sie auftauchen. So stampfen und rollen wir übers Meer und versuchen krampfhaft unser Gleichgewicht zu halten, bis wir hören, dass sie einen Wal aufgespürt haben und nun auf sein Auftauchen warten.
Und dann ist es wirklich soweit, direkt neben dem Schiff taucht ein Pottwal auf! Wir können rund 10 bis 15 Minuten neben dem Wal bleiben und ihn aus nächster Nähe sehen, bis er wieder abtaucht. Wir können noch einen zweiten Pottwal aufspüren und beobachten. Danach fahren wir zum Hafen zurück. Die Fahrt wird dann doch eher zur Tortur, ist der Wind doch wieder zu Sturmstärke hochgefahren und es regnet und ist kalt. Zudem macht bei vielen Leuten auf dem Schiff der Magen wirklich nicht mehr mit. So kommen wir ziemlich durchfroren im Hafen von Anderes an und fahren, natürlich mit Gegenwind und Regen, die rund 4 km zurück zu unserem Wohnmobil. Gegen 21.00 Uhr sind wir zurück, wärmen uns kurz auf und räumen zusammen. Den wir fahren heute abend noch rund 10 km auf den Campingplatz in Bleik, wo wir am nächsten Tag auf Puffin Safari gehen wollen. Kaum da angekommen klart der Himmel wieder auf und die Sonne ist wieder sichtbar. Eine wunderschöne Stimmung so rund um 23:00 Uhr. Ob es heute klappt mit einer Mitternachtssonne? Doch leider verzieht sich dieses Stück blauer Himmel auch diese Nacht kurz vor Mitternacht Richtung Osten, sodass sich die Sonne gegen Norden hinter den Wolken versteckt. Aber auch so, es ist die ganze Nacht hell.
30. Mai 2023
Wir gehen wir zu
Fuss zum Hafen für unseren Ausflug zur Vogelinsel um Papageientaucher (Puffins)
zu sehen. Wir fahren mit einem kleinen, älteren Fischerboot, Laura, welches Platz für maximal
12 Personen hat. Kapitän und Führer
sind zwei "knurrlige" ältere vermutlich pensionierte Norweger. Der
Kapitän verzieht sich wortlos ins Steuerhaus. Der Guide ist nicht so wortkarg und hat einen
trockenen Humor. Wir erfahren einiges über die Papageientaucher. Auf der Insel
leben ca. 100'000 Papageientaucher. Zudem hat es auch einige Trottelummen und
Kormorane. Die putzigen Papageientaucher leben den ganzen Winter über im Meer
zwischen Grönland, Island und Norwegen und kommen nur im Sommer zu speziellen,
gut geschützten Plätzen an Land, um zu brüten. Jedes Paar hat nur ein Ei,
welches es in einem Erdloch ausbrütet. Und wenn es soweit ist, dass das Junge
das Nest verlassen soll, wird es von den Eltern nicht mehr gefüttert.
Irgendwann hat es so Hunger, dass es das Nest verlässt. Rund um die Insel
hat es riesige Schwärme von Papageientaucher. Die Vögel seien so smart - sagt
zumindest der Guide - dass sie das Schiff erkennen und wissen, dass keine
Gefahr droht. Deshalb können wir mit dem Schiff auch sehr nahe an die Schwärme
heranfahren und fliegen die Vögel auch sehr nahe daran vorbei.
Es windet nach wie vor ziemlich stark und der Seegang ist auch so nahe an der Küste noch erheblich. Deshalb bleiben wir auf der Leeseite der Insel Der Guide meint, es lohne sich sowieso nicht auf die andere Seite zu fahren, man sehe ja die selbe Insel, nur halt von der anderen Seite. Wo er recht hat, hat er recht.
Nach zwei Stunden sind wir zurück. und fahren dannauf der Westseite von Andoya wieder zurück. Die Strecke entlang der Westküste ist eine Nebenstrasse und einiges schmaler, kurviger und länger als die Hauptrasse auf der anderen Seite. Landschaftlich ist diese aber viel schöner und abwechslungsreicher, ein Umweg der sich wirklich lohnt. Ganz speziell sind die Farben an den Küsten: die grünen Wiesen und der rote, braune und gelbe angespülte Seetang.
Wir fahren heute nicht ganz 100 km und übernachten im Friluftcenter Andoya auf der nächsten Insel. Wir haben etwas erhöht am Hang einen schönenden Platz mit einer wunderbaren Aussicht auf den Fjord. Zum Dessert essen wir Moltebeeren. Eine Pflanze, welche es nur im Norden gibt und welche wir nicht gekannt haben. Die Beere selber ist nicht schlecht, hat aber einen sehr speziellem Geschmack.
31. Mai 2023
Wir fahren der Küste entlang südwärts Richtung Sortland, da müssen wir uns entscheiden, wie die Reise weitergehen soll. Eher südwärts nach schwedisch Lappland oder nach Nordosten auf die Insel Senja. Bis Sortland habenwir abwechselnd innert kürzester Zeit wieder alles erlebt an Wetter: Sonne,Regen, Schneefall. Der Entscheid, in welche Richtung zu fahren, fällt so nichtleichter. Obwohl der Wetterbericht für die RegionTroms weiter nur Temperaturen von 1 bis 3 Grad jedoch zwischendurch auch Aufhellungen und vor allem keinen Sturm mehr vorhersagt, entscheiden wir uns, nach Nordosten zu fahren. Wir sind überzeigt, die spannendere Alternative gewählt zu haben.
Zwischendurch müssen wir anhalten wegen Rentieren auf der Strasse. Diese bewegen sich auch hier in bewohntem Gebiet mit einer Selbstverständlichkeit und ohne Scheu. Respekt haben wir vor allem vor einer "speziellen Art" Möwen: Den Kamikaze Möwen. Diese fliegen entweder diagonal oder frontal auf das fahrende Wohnmobil zu und drehen erst im letzten Moment ab. Keine Ahnung, ob dies ein Spiel ist oder diese einfach keine Angst vor Autos haben. Wir erleben dies aber doch einige Male und möchten uns nicht vorstellen was passiert, wenn die Vögel mal zu spät reagieren. Die Möwen sind hier doch eher recht gross….
Wir fahren also dem Fjord entlag Richtung Harstad. Die Sicht ist mal besser, mal schlechter. Einmal schneits kurz, dann regnet es wieder etwas, dann ist es wieder trocken. Sogar die Sonne zeigt sich zwischendurch. Um nach Harstad zu kommen müssen wir den Fjord mit der Fähre von Flesnes nach Refsnes überqueren, eine Fahrt von knapp 30 Minuten. Am Schluss kurz vor der Fähre wird die Strasse echt schmal und wir sind froh, dass uns hier kein Lastwagen entgegen kommt. Vermutlich haben wir die Fähre gerade knapp verpasst. Wir müssen gut eine Stunde warten, sind aber so auch die ersten in der Schlange. Dafür haben wir dann auch die Pole Position auf der Fähre und können die Fahrt mit Aussicht aus dem Wohnmobil geniessen.
In Harstad entscheiden wir uns uns , weiter zu fahren und die Fähre nach Sørrollnes zu nehmen und allenfalls da zu übernachten. Wir müssen auch hier eine knappe Stunde warten, haben aber dafür wieder die Pole-Position. Die Fähre ist nicht so klein und fährt so alle 90 Minuten. Und sie war auch recht gut besetzt. Deshalb sind wir etwas überrascht, dass die weiterführende Strasse sehr schmal ist. Kreuzen ist zwischen zwei PWs knapp möglich. Wir haben aber Glück uns es kommt kein Gegenverkehr. Nach wenige Kilometern wird die Strasse ungeteert und nur noch eine Spur breit, da diese neu gebaut wird. Wir kommen hier an die Baustelle einer neuen Brücke über einen Bach. Da wird gerade ein Lastwagen entladen, wir können nicht weiter fahren. Eine Signalisation oder Info gibt es nicht. Wir warten mal, und nach gut einer Viertelstunde ist der Lastwagen leer und wir fahren mal weiter. Weiter hinten wird aber der Lastwagen mit neuem Kies beladen, wir dürfen nochmals warten und manövrieren uns dann an dem wieder zurückfahrenden Lastwagen vorbei durch die Baustelle. So macht das Fahren doch Spass! Nach einigen Kilometern ist die Strasse dann wieder geteert, bleibt jedoch sehr schmal und sehr kaputt, riesige Schlaglöcher und extreme Wellen in der Strasse. Wir können im besten Fall mit 40 bis 50 km/h fahren, meist nur mit 20 bis 30. Nach rund 30 Kilometern wird die Strasse etwas besser und breiter. Es geht eine besonders schöne Strecke dem Fjord entlang, speziell schön sind auch die frisch verschneiten Berghänge. Es gibt dann auch wieder einen 3 Kilometer langen Tunnel unter dem Fjord hindurch. Also 1,5 Kilometer steil bergab, dann 1.5 km wieder bergauf. Wir nehmen an, dass es hier gegen 80 bis 100 m unter den Meeresspiegel geht. Später geht es dann auch wieder über eine Brücke über den Fjord. Mit etwas Sonne und den frisch beschneiten Berghängen doch ein wunderbares Fotosujet! Kurz darauf erreichen wir gegen 20:00 Uhr Sjovegan. Hier hat es einen schön gelegenen Stellplatz direkt am Meer und mitten im Dorf. Wir sind ganz alleine auf dem Stellplatz. Zuerst windet es sehr stark und ist sehr kalt. Danach scheint aber auch wieder die Sonne und es ist windstill und recht angenehm.
1. Juni 2023
Während der Nacht herrscht immer wieder dichtes Schneetreiben, so dass am Morgen alles überzuckert ist. Wir nehmens gemütlich und machen uns dann auf den Weg nach Senja. So geht es weiter dem Meer entlang, dann auch wieder etwas in die Höhe und wieder zurück ans Meer. Sobald es ein paar Dutzend Meter in die Höhe geht, hat es auch vereinzelt Schnee auf der Strasse. Der Winter ist hier definitiv zurück. Und generell wechseln sich Schneeflocken, Sonnenstrahlen und Regen munter weiter ab. Auch die Strassen sind sehr abwechslungsreich, mal gut ausgebaut, dann wieder schmal und grosse Schlaglöcher. Nachdem wir bei Finnsness die Brücke auf die Insel Senja überquert haben, geht es quer über die Insel, vorbei an Seen und kleinen Dörfern, bis wir an einem Fjord die Nordseite der Insel erreichen. Die Strasse zweigt nun ab und schraubt sich steil in die Höhe über einen Pass. Hier ist alles wunderschön frisch verschneit, der Winter hat uns definitiv wieder zurück. Nun geht es durch einen Tunnel weiter. Generell sind hier und auf den nächsten Kilometern die Tunnels sehr spannend. Die Tunnels sind nicht wie bei uns verkleidet, sondern man sieht den nackten Fels. Die Beleuchtung ist sehr, sehr spärlich. Nach der Einfahrt in den Tunnel sieht man die ersten Meter deshalb fast nichts. Die Norweger fahren in diesen Tunnel dann auch mit Scheinwerfern. Zudem sind die Tunnel so schmal, dass man nicht oder fast nicht kreuzen kann. Bei Gegenverkehr muss man sich bei einer etwas breiteren Stelle halt irgendwie arrangieren. Zum Glück hat es nicht allzu viel Verkehr, und irgendwie klappt es immer.
Nach dem Tunnel auf der Passhöhe geht es noch ein paar hundert Meter durch ein kleines Hochtal mit einem kleinen See weiter, dann um die Kurve, und dann….. Wow! Nach der Kurve erwartet uns die Aussicht auf einen wunderschönen und grossen Fjord. Von nun an geht es etwas 50 km entlang der Küste weiter. Es ist definitiv eine der schönsten Strecken, die wir je gefahren sind. Ein Highlight folgt dem anderen. Hier hat die Natur effektiv mit der ganz grossen Kelle angerichtet. Dass heute Nachmittag die Sonne auch mitspielt, macht natürlich auch viel aus.
Später folgt dann die Fähre um weiter nach Tromso zu fahren. Die Strasse wird vor der Fähre auch wieder schmaler und schmaler. Aber wir sind uns dies inzwischen auch gewohnt und nach den letzten Tunnels schreckt uns eigentlich gar nichts mehr. Weiter geht es dann noch rund 100 km dem Meer entlang Richtung Tromso. An zwei Buchten wurden spezielle Nistkästen für die Möwen aufgestellt. Die Möwen thronen da in einem Kistchen auf einer Stange und schauen sich von da recht zufrieden um. Was es damit auf sich hat, finden wir jedoch nicht heraus. Kurz nach 20.00 Uhr erreichen wir nun von Nordosten her die Vororte von Tromso. Man merkt eigentlich gar nicht, dass diese Stadt weit jenseits des Polarkreises in einer arktischen Region liegt. Schmucke Häuschen mit Vorgärten und Rasenflächen, Einkaufszentren und vieles mehr was zu einer Stadt gehört. Über die zwei grossen Brücken von Tromso fahren wir zum Campingplatz.
2. Juni 2023
Am Morgen fahren wir mit den Bikes über die grosse Brücke in die Stadt. Mit dem Bike über diese Brücke zu fahren, ist schon grosses Kino! Schade nur, dass es ausgerechnet jetzt wieder beginnt zu regnen (gemäss Wetterbericht sollte es trocken bleiben) und auf der Brücke der Wind doch stark und kalt bläst. Später richtet sich dann das Wetter doch nach dem Wetterbericht und klart etwas auf, auch wenn weiterhin ein sehr kalter Wind weht. Aber eben, wir sind halt in arktischen Regionen. Wir nehmen unsere Bikes und fahren ein paar Kilometer zur Talstation der Gondelbahn auf den Fjellheisen, den Hausberg von Tromso. Oben erwartet uns eine atemberaubende Aussicht auf Tromso und die umliegenden Fjorde. cAn der Bergstation hat es auch ein Restaurant wo wir ein Zvieritörtli mit heisser Schoggi und Wahnsinnssausicht geniessen.
Abends fahren wir mit dem Taxi (Elektro BMW neuster Generation, absolut futuristisch) nach Tromso und geniessen direkt am Hafen im Restaurant Fiskekantoriet ein hervorragendes 6-Gang Fischmenu.
Generell fällt auf, wieviele Elektroautos in Skandinavien unterwegs ist. Gefühlt jedes 4 oder 5. Auto auf der Strasse ist elektrisch. Auch grosse Wohnwagen werden mit E-Autos gezogen. Es hat aber auch eine sehr ausgebaute Ladeinfrastruktur. Dass das hier mit den grossen Entfernungen und auch der Kälte funktioniert, sollte eigentlich jeden Skeptiker überzeugen.
3. Juni 2023
Wir entscheiden uns nun definitiv, nicht weiter nach Norden zu fahren. Das heisst, dass Tromso der nördlichste und östlichste Punkt unserer Reise ist. Man muss sich bewusst werden, wie weit nördlich Tromso auf der Weltkarte liegt. In Kanada und Alaska sind soweit nördlich mehrheitlich keine Strassen und nur noch vereinzelte Dörfer zu finden. Dank dem Klima und dem Golfstrom sind hier in Norwegen noch Städte und Dörfer normal zu finden. Eindrücklich!
Wir fahren nun entlang der Fjorde um Tromso Richtung Narvik, machen aber noch verschiedene Abstecher auf Neben- und Stichstrassen und sehen so noch verschiedene Fjorde, Seen und einen Wasserfall. Später führt die Strasse dann weg von der Küste und mehr durch das Gebirge und vorbei an Wäldern und Seen. Eine gelungene Abwechslung nach über 3 Wochen Meer und Fjorden :-).
Auf einem der Abstecher auf Nebenstrassen entdecken wir eine etwas spezielle Busshaltestelle. Wenn das keine Motivation bringt, den öffentlichen Verkehr zu benutzen? Oder fahren die Busse hier so selten, dass es etwas Aufmunterung und Gelegenheit braucht, sich zu verpflegen?
Während wir bei der in der Nähe gelegenen Brücke einige Fotos machen, ruft uns winkt uns ein Mann von der Veranda seines Hauses mit einem ziemlich grossen Garten. Wir verstehen ihn auf die Distanz nicht und haben keine Ahnung, was er meint. Wir gehen aufeinander zu. Dieser ältere Herr, er spricht leider sehr schlecht Englisch, möchte jedoch nur wissen, wo wir herkommen und wo wir hin reisen. Es scheint, dass er sich einfach nur darüber freut, hier in der Abgelegenheit wieder einmal neue Gesichter zu sehen. Er meint, wir könnten auch gut auf dem Parkplatz der nahe gelegenen Schule übernachten. Das störe niemanden, denn die Schule habe vor kurzer Zeit dicht gemacht. Wenn wir wollten, könnten wir die Schule auch kaufen. Wir danken ihm herzlich für das Angebot, lehnen aber ab. Wir möchten gerne noch etwas weiter fahren. Ich denke, er war doch etwas enttäuscht. Wir könnten uns auch gut vorstellen, dass er es ist, der die Bushaltestelle so schön gestaltet. Würde irgendwie zu ihm passen. Leider haben wir nicht danach gefragt.
Am späteren Nachmittag kommen wir in Narvik an und übernachten beim schon bekannten Stellplatz beim Hafen
4. Juni 2023
Der Wetterbericht für heute ist eher schlecht, Regen und Wind. Wir schlafen deshalb mal gemütlich aus und holen nach 10:00 Uhr, als die Geschäfte hier am Sonntag öffnen, frische Brötchen und Schoggigipfeli.
Wir fahren heute auf der grossen Hauptstrasse E6 zwischen dem Süden und Norden Norwegens weiter südwärts Richtung Fauske, wo die Landschaftsroute entlang der Küste mit dem ersten Teil entlang der Helgelandküste, beginnt. Die Strecke wäre auch hier sehr schön. So nehmen wir zumindest an, denn die Wolken sind ziemlich tief und es regnet, sodass von der Landschaft nicht allzu viel zu sehen ist.
Uns fällt jedoch auf, dass hier der Frühling doch sehr viel weiter ist. Etwas weiter nördlich hatten die meisten Bäume noch keine Blätter, die ganze Landschaft hatte noch ein sehr winterliches Aussehen, an vielen Orten hatte es ja auch noch Schnee. Hier haben die Bäume die frischen Blätter bekommen und uns fällt insbesondere das intensive hellgrün der Blätter, aber auch des Grases und der Moose auf. Aber wir sind immer noch in der arktischen Region. Was besonders auffällt, wenn die Strasse wieder etwas in das Gebirge geht. Nur wenige Höhenmeter machen hier direkt den Wechsel der Jahreszeit aus. Ist an der Küste ein richtig kräftiger Frühling, wo auch die ersten Blumen - Schlüsselblumen - blühen, sind nur ein paar Dutzend Meter höher die Bäume noch kahl und das Moos und Gras noch bräunlich grün. Und wieder ein paar Meter höher herrscht noch der Winter mit Schnee und gefrorenen Seen. So reisen wir heute mehrmals durch verschiedene Jahreszeiten. Die Strasse führt von Fjord zu Fjord durch die Berge und entlang von Flüssen.
Die Tunnels sind aber im Vergleich zu den letzten Tagen sehr luxuriös! Sie sind ausreichend gut beleuchtet und das Kreuzen ist auch zwischen zwei Lastwagen fast problemlos möglich.
Plötzlich entdecken wir direkt neben der Hauptstrasse zwei Elche. Trotz verhältnismässig vielem Verkehr können wir das Wohnmobil etwas weiter knapp neben der Strasse legal anhalten und gehen die rund 150m bis zu den beiden Tieren zurück. Sie sind noch da und lassen uns auch ziemlich nahe kommen, wenngleich sie uns auch kritisch beobachten. Endlich können wir auch gute Fotos schiessen. So aus der Nähe merken wie auch, wie gross diese Tiere sind. Und wir wissen nun auch, weshalb Elche so lange Beine haben: Damit sie völlig elegant und gemütlich über die Leitplanke an der Strasse steigen können :-) .
In Fauske übernachten wir an einem Stellplatz direkt am Meer. Schade, dass es jetzt wirklich ins Strömen regnet, der Platz wäre eigentlich noch schön gelegen, direkt bei einem kleinen Park und beim Hafen.
Neben dem Stellplatz hat es ein kleines Häuschen mit einem mit Gras bewachsenen Dach. Darauf nisten ein Pärchen Austernfischer und Möwen. Die Austernfischer haben bereits drei Junge. Gutes Motiv für eine Fotosession in der dank Mitternachtssonne hellen Nacht als es zwischendurch nicht regnet.
5. Juni 2023
Nach wie vor prophezeit der Wetterbericht nicht eitel Sonnenschein. Erst ab Donnerstag sollte sich die Wetterlage grundlegend bessern. Da wir genügend Zeit haben und es schade finden, die Küstenstrasse bei Regen und verhangenen Bergen zu fahren, fahren wir heute nur ca. 60 km weiter bis Saltstraumen in der Nähe von Bodo. Da es momentan trocken ist, machen iwir nochmals eine Fotosession mit unseren Models der Gattung Austernfischer. Danach gehen wir noch einkaufen, da es gleich in der Nähe des Stellplatzes einen Coop Maxi hat. Ein richtig grosser Supermarkt. Schon enorm, was hier alles in den hohen Norden gekarrt wird.
Nun geht’s los nach Saltstraumen. Unterwegs entdecken wir noch einige sehr schöne und grosse Rentiere. Wir wenden nach einigen hundert Metern, fahren zurück und finden in der Nähe einen Platz, wo wir unser Gefährt gut hin stellen können. Die Rentiere sind noch in der Nähe. Wir können uns ziemlich gut nähern und ein paar Fotos schiessen.
In Saltstraumen übernachten wir auf einem Campingplatz direkt am grössten Gezeitenstrom der Welt. https://de.wikipedia.org/wiki/Saltstraumen. Es ist mehr oder weniger trocken, aber ziemlich kalt. Wir wandern aber dennoch entlang des Fjords und über die grosse Brücke. Interessant sind vor allem auch die vielen Vögel, welche je nach Richtung des Stroms nach Nahrung suchen. Schlussendlich belohnen wir und in einem nahe gelegenen Hotel mit Kaffee und Törtchen, bevor wir zum Wohnmobil zurück gehen. Wir wandern dabei direkt entlang des Fjords. Am Schluss geht es da wegen Felsen nicht weiter, weshalb wir uns einen abenteuerlichen Weg durch Felsen und Moor suchen müssen.
Am
Abend werfen wir trotz rund 4 Grad und Wind den Grill an. Es gibt ja kein
schlechtes Wetter, nur….. Naja, den Spruch kennen wir inzwischen ja alle.
6. Juni 2023
Das Wetter sieht nicht so schlecht aus, obwohl der Wetterbericht für später Regen ansagt. Wir machen uns nun auf die Landschaftsroute entlang der Helgelandsküste. Wir werden nicht enttäuscht, die ersten Kilometer sind wirklich spannend und abwechslungsreich.
Wir kommen auch an eine grössere Baustelle, wo die Strasse neu geteert wird. Wir verstehen zwar nicht ganz, weshalb, ist doch die Strasse im Gegensatz zu den Strassen die wir weiter nördlich erlebt haben, in einem hervorragenden Zustand. Wir müssen ziemlich lange warten, da der Verkehr mittels einem Leitfahrzeug über mehrere Kilometer wechselseitig durch die Baustelle und an den Arbeitern vorbei geschleust wird.
Das Wetter wird jetzt ziemlich schlecht. Von den vermeintlich imposanten Bergen ist kaum mehr etwas zu sehen. Bei einem Parkplatz machen wir ein längere Pause mit Mittagsschlaf um abzuwarten, ob sich die Sicht etwas bessert. Dies zumindest meint die Wetter App. Um 15:00 Uhr ist noch nicht viel bessere Sicht, und für Mittwoch ist Dauerregen angesagt. Ab Donnerstag sollte aber langsam die Sonne auftauchen, für das Wochenende sind sogar fast 20 Grad angesagt. Wir können es noch nicht richtig glauben.
Wir entscheiden uns deshalb, nochmals eine Pause einzulegen und suchen einen Platz, um auf besseres Wetter zu warten. Wir fahren wieder ein Stück zurück - natürlich wieder mit Wartezeit an der Baustelle - zu einem Campingplatz an einen Fjord. Der Campingplatz liegt etwas versteckt abseits der Strasse an einem schönen Küstenabschnitt. Die Reception befindet sich in einem traditionellen norwegischen Wohnhaus. Wir gehen durch die Türe rein und stehen in Entrée des Hauses, mit Jacken, Schuhen und vielem, vielem mehr. Wir öffnen mal die nächste Türe und stehen in einem ziemlich vollgestopften Wohnzimmer. An einem Couchtisch sitzt ein Mann und isst Brötchen, der Fernseher läuft.
Er meint, dass Gelände sei nach dem vielen Regen zu weich für unser Fahrzeug, doch wir sollten selber schauen. Und effektiv, dass Gelände ist sehr durchweicht und wir befürchten, mit unserem Gewicht zu stark einzusinken und zu pflügen. Wir fahren deshalb wieder in die andere Richtung - natürlich wieder mit Wartezeit an der Baustelle - zu einem anderem Campingplatz. Dies ist ein sehr neuer Platz direkt an einer Bucht mit Sandstrand, einem Einkaufsladen und einem Restaurant in der Nähe. Hier bleiben wir mal für zwei Nächte, bis das Wetter besser sein sollte. Alles ist hier sehr neu, es hat auch zwei ganz neue Waschmaschinen und Tumbler, welche wir heute Abend und am nächsten Tag ausgiebig nutzen.
Am Abend gehen wir im Restaurant essen. Das Restaurant ist ebenfalls absolut neu und wurde erst vor zwei Wochen eröffnet. Wir sind die einzigen Gäste. Der Wirt, ein Tunesier, der schon länger in Norwegen lebt und arbeitet, freut sich riesig, auch, dass er mal wieder französisch sprechen kann. Das Essen ist sehr gut, ein wunderschöner Crevettencocktail und Pasta mit Seafood. Am Schluss stellt der Wirt uns noch seine Frau und seinen Sohn vor. Wir hoffen, es gibt eine gute Sommersaison und das Restaurant kann so abgelegen rentieren.
Übrigens fragen wir uns schon etwas, was die Bauarbeiter wohl gedacht haben, als wir das dritte mal durch die Baustelle gefahren sind....
7. Juni 2023
Wie bereits gestern entschieden, bleiben wir hier auf dem Campingplatz und warten, bis sich morgen das Wetter bessern sollte. Zum Frühstück kochen wir gemütlich eine feine Shakshuka. Und wir nutzen die Zeit um zu waschen und am Tagebuch weiter zu schrieben.
Auch sichten wir die rund 800 bereits gemachten Bilder und
laden einige davon auf unsere Internetseite: https://kaempfer.one/skandinavien-2023.html. Viel Spass beim Anschauen!
8. Juni 2023
In der Nacht und bis in den Morgen hinein regnet es noch intensiv. Doch bald endet der Regen und über dem Meer zeigt sich der erste helle Streifen mit Sonnenlicht. Die Wolken verziehen sich und machen der Sonne Platz, nur über den Bergen bleiben die grauen Wolken noch etwas hängen.
War packen zusammen, machen alles bereit und fahren weiter auf dem Kystriksveien. Und schnell zeigt sich, dass es sich gelohnt hat auf besseres Wetter zu warten. Die Strecke führt entlang der Küste und ist sehr abwechslungsreich.
Mal entlang hoher Berge mit einer weiten Sicht auf das Meer und die speziellen Schäreninseln, mal karibische Sandstrände, mal zwischen hohen Bergen entlang von schmalen Fjorden, dann wieder eher flach durch satte, grüne Wiesen. Die Strasse führt so von Insel zu Insel. Manchmal wähnt man sich an einem See in der Schweiz, dann wieder klassische norwegische Fjordsichten, dann wieder fast Mondlandschaften.
Wo die Strasse keinen Platz hat zwischen dem Meer und den steilen Berghängen führt sie über die Berge oder durch Tunnels, wovon der eine rund 7 km lang und bolzengerade ist.
Der ganze Kystriksveien führt auch über 6 Fähren. Zwei davon haben wir heute, die eine Überfahrt dauert knapp 30 Minuten, die andere rund eine Stunde.
Während der Überfahrt mit der zweiten Fähre passieren wir den Polarkreis Richtung Süden. Nun wird also die Sonne Nachts auch kurz für ca. eine Stunde unter den Horizont sinken.
Wir übernachten in Nesna, wo morgen die Fahrt gleich mit einer Fährenpassage weiter gehen wird.
9. Juni 2023
Wir tanken noch an der nahen Tankstelle auf und stellen uns als erste in die Wartereihe der Fähre. Wir haben uns natürlich mal wieder nicht um den Fahrplan gekümmert und die nächste Fähre fährt erst in knapp einer Stunde. Wir machen uns Kaffee und geniessen die Morgensonne am Hafen. Dabei fällt uns eine ältere Dame auf, die da beim Hafen neben ihrem Velo wartet. Ob sie wohl mit dem Velo auf die Fähre will? Und wohin? Da fährt ein Traktor mit je einer Blumenkiste auf der Front- und der Heckschaufel vor. Nun fällt uns erst bewusst auf, dass das Areal bei der Fähre mit solchen Blumenkästen geschmückt ist. Der Traktor wird von der Dame resolut und klar, mit grossen Gesten angewiesen, wo die Kisten hin gehören. Dies muss auf den Centimeter genau sein, so scheint es. Eine Krähe macht sich sofort auf die neuen Kästen los und sucht in der neuen Erde nach Nahrung. Ich muss lachen, scheint es doch, der Vogel hat nur auf die neuen Kästen gewartet. So komme ich mit der Dame ins Gespräch. "Jetzt ist Sommer", meint sie. "Auf diesen Tag haben wir jetzt lange gewartet. Endlich können wir die Blumenkästen wieder aufstellen. Dies ist ein ganz wichtiger Tag für mich. Jetzt kommt der Sommer". Und anscheinend sind die Krähe und die Dame alte Bekannte, seit sie den Vogel mal mit Hundeguetzli verwöhnt hat.
Bald kommt die Fähre und wir können beladen. Wir gehen aufs Oberdeck. Da die Fähre mit dem Wind fährt, windet es kaum und wir geniessen die wunderbar wärmende Morgensonne. NAch einer gute dreiviertel Stunde ist die Überfahrt vorbei und wir fahren weiter über die Insel. Bald kommen wir zur Helgelandsbrua. Diese Brücke führt in einem eleganten Bogen über den Fjord und hinunter auf eine schmale Felsinsel und so weiter zum Festland.
Wir fahren weiter entlang dem Gebirgszug der sieben Schwestern. Wir entscheiden uns ganz spontan, den Kytsriktsveien zu unterbrechen, um eine der überall hier auf die vielen vorgelagerten Insel fahrenden Fähren zu nehmen und auf eine dieser Inseln zu fahren und zu erkunden . Wir entscheiden uns - da dies die erstbeste Fähre am Weg ist - für die Insel Heroy. Wir fahren zum Fähranleger und da steht sogar gleich eine Fähre. Wie wir näher kommen sehen wir aber, dass die Rampe schon oben ist und das Schiff gerade ablegt. Die nächste Fähre legt jedoch gleich danach an. Aber weit gefehlt mit unserer Freude, die Fähre legt erst in knapp einer Stunde wieder ab. Unser Timing und die Fähren. Das passt definitiv nicht zusammen.
Die Überfahrt dauert dann 20 Minuten und wir kommen auf einer flachen Felseninsel, einer Schäre, an. Ganz in der Nähe des Fähranlegers hat es auch einen Campingplatz wo wir auf einer grossen, grünen Wiese zwischen zwei Buchten, unseren Platz auslesen können. Heroy besteht eigentlich aus verschieden flachen Schäreninseln, welche wieder über Brücken miteinander verbunden sind. man hat von hier aus einen schönen Blick auf die sieben Schwestern. Wenn man genau nachzählt, sind es aber eigentlich nur 6 Berge. Wir erkundigen uns und man erklärt uns, dass der eine Berg zwei Gipfel hat und somit doppelt zählt. Es besteht auch die Möglichkeit, von hier auf die Insel Donna zu gelangen, welche aber im Gegensatz zu Heroy aus einem grossen Berg besteht. Wir erkunden die Insel mit unseren Ebikes. Sie ist grösser, als dies auf der Karte aussieht, so dass wir heute nicht überall hin kommen wo wir wollten.
Es hat hier sehr viele Vögel, vor allem verschiedene Arten von Möwen von klein bis extra gross, Wildgänse die mit lautem Schnattern Formationen fliegen, Austernfischer, Enten und vieles mehr. Entsprechend ist auch das Konzert am Abend, wobei die grossen Möwen am spannendsten sind, ihr Repertoire geht von Kreischen bis hin zum Kindergeschrei und Hundebellen und vielem mehr. Die Möwen fliegen im Tiefflug mit teilweise fast waghalsigen Manövern durch den Campingplatz und um die locker aufgestellten Wohnmobile und -wagen. Und während wir essen sitzen sie in der Nähe im Gras und machen auf sich aufmerksam.
Wir haben diesen Frühlingstag sehr genossen. Und auch die Norweger freuen sich über dieses schöne Wetter, sei doch der Frühling dieses Jahr sehr spät und das Wetter zu lange zu schlecht und zu kalt. gewesen. Auch jetzt, wo ich dies um
Mitternacht schreibe, scheint noch die Sonne ziemlich genau aus Norden noch in unser Wohnmobil
und steht knapp über dem Horizont. Um 00:38 Uhr wird sie dann hinter dem
Horizont verschwinden, um kurz darauf um 01:40 Uhr wieder aufzugehen.
10. Juni 2023
Bei strahlendem Sonnenschein können wir draussen frühstücken. Danach geniessen wir noch etwas die Sonne, bevor wir uns mit unseren Ebikes auf eine weitere Erkundungstour über die Insel machen. Heute fahren wir an die Westspitze der Insel Heroy. Auf dieser Seite hat es nur noch ganz wenige Häuser und die Insel ist ganz flach. Das Meer zieht sich entsprechend an vielen Orten in lange Buchten in die Insel hinein.
Weiter geht es auf der schmalen aber sehr ebenen Strasse. Es hat eigentlich keinen Verkehr mehr. Nur noch Landschaft und Meer.
Es hat viele Vögel, vor allem natürlich Möwen. Doch sehen wir auch Eiderenten, Brachvögel, viele Wildgänse. Doch leider kommt man an diese nicht nahe genug heran, um gute Fotos zu machen. Die Wildgänse fliegen mit lautem Geschnatter davon. Die Brachvögel verstecken sich im Gras oder Gebüsch und fliegen schnell weg, wenn man näher kommt. Und die Eiderenten sind zu weit weg. Und überall weiden Schafe.
Vom westlichen Ende der Insel hat man eine schöne Aussicht auf die ganze Schärenlandschaft. Wir steigen auch auf den einzigen Hügel hier, von wo aus die Aussicht noch besser ist.
11. Juni 2023
The Ferry Day! Den heutigen Tag haben wir vor allem auf Fähren respektive mit Warten auf die Fähren verbracht. Wir fahren heute von unserem Abstecher auf Heroy weiter. Am Sonntag ist jedoch hier, und wie wir später auch merken bei anderen Fähren, der Fahrplan etwas ausgedünnt. Es hat von Heroy weg um 08:45 oder um 11:45 eine Fähre. Wir entscheiden uns für die frühere. Da bei unserer Ankunft sehr viele Autos auf die Rückfahrt gewartet haben, wollen wir uns früh genug anstellen und sind schon kurz nach 08:00 Uhr am Ferjekai und Frühstücken da während dem Warten. Der grosse Vorteil, wenn man mit einem Reisemobil unterwegs ist. Es hat dann aber schlussendlich nur wenige Autos auf dieser Fähre. Nach rund 25 km auf dem Kystriksveien geht es schon auf die nächste Fähre. Wartezeit bis zur Abfahrt: 50 Minuten. Bei der dritten Fähre heute sind passts: hier warten wir nur knapp 30 Minuten. Und wir haben Glück, denn diese fährt am Sonntagmorgen nur alle 2 1/2 Stunden. Wieder einige Kilometer fahren, dann die vierte Fähre. Hier warten wir rund 1 1/2 Stunden, da am Sonntag hier von 13:00 Uhr bis 15:10 Uhr Mittagsruhe ist. Und so warten wir in Gesellschaft mit den Möwen auf die Fähre. Nach der vierten Fähre verlassen wir den offiziellen Kystriksveien und fahren der Küste nach auf einer schmaleren aber schöneren Route. Und vor allem: auf dieser Strecke hat es nochmals eine Fähre, die fünfte heute. Wir müssen hier etwa eine Stunde warten. Solche Fährenstrecken in Norwegen, vor allem an einem Sonntag, entschleunigen ungemein. Viel Wartezeit (welche man in einem gut ausgerüsteten Reisemobil mit Essen, Schlafen, Lesen, Musik hören etc. verbringen kann) und auf der Fähre, wenn es eine grössere ist wo man auf das Oberdeck kann, wunderschöne Aussichten auf die Fjorde und Inseln hat. So haben wir es dann schlussendlich geschafft, in rund 12 Stunden von Heroy nach unserem Etappenziel Namsos zu gelangen, Fahrstrecke rund 200 km.
Drei der Fähren auf unserer heutigen Etappe sind rein elektrisch angetrieben. Extrem neue, schöne und moderne Schiffe, die anstelle des Brummens der grossen Schiffsdiesel nur ein Summen ertönen lassen. Sobald diese am Kai anlegen, wird automatisch ein grosses Ladekabel angedockt und die Batterien wieder geladen. Und wenn das Schiff ablegt, wird auch das Ladekabel automatisch zurückgezogen und der Ladeturm verschlossen. Faszinierend!
Uns fällt auf, wie sich die Landschaft und Vegetation ändert, je weiter wir nun südwärts kommen. Waren es weiter nördlich doch vor allem lockere Wälder mit kleineren Birken, sind es nun sehr dichte Wälder vor allem aus Nadelbäumen, vereinzelt Laubbäumen. Birken sind nun eher selten. Die Blumen, insbesondere der Löwenzahn blüht hier schon, es hat viele vom Löwenzahn gelbe Wiesen.
Nach der letzten Fähre fahren wir auf einer schmalen Strasse mit wenig Verkehr weiter Richtung Namsos. Die Gegend ist eine grössere und wichtige landwirtschaftliche Region und demzufolge hat es viele Bauernhöfe und viel Kulturland. Wir sehen auch verschiedene Rentiere und plötzlich auch zwei Elche, welche sich auf dem Kulturland verpflegen. Da es so wenig Verkehr hat stellen wir das Wohnmobil einfach mit Warnblinker an den Rand der Strasse und steigen aus um zu fotografieren. Wir können auch ziemlich nahe ran gehen und die beiden Tiere relativ lange beobachten, bevor sie verschwinden. Einige Kilometer weiter sehen wir noch einen weiteren Elch an der Strasse, welcher aber sofort im dichten Unterholz verschwindet.
In Namsos wollen wir auf einem kleinen Stellplatz für Wohnmobile am Sporthafen übernachten. Wie wir ankommen ist mit etwas guten Willen (da zwei Kollegen doch sehr weit auseinander parkiert hatten) noch ein Platz frei. Bezahlen kann man hier aber nur mit VIPPS, einem Pendant zu unserem Twint. Nur braucht man für VIPPS unbedingt eine norwegische ID und ein Bankkonto einer norwegischen Bank. Also für Ausländer wie uns absolut nicht möglich. Wie wir gerade noch schauen, wie wir unser Fahrzeug am besten aufstellen, wird unsere Concorde von einem Paar inspiziert welche dann auf uns zukommen und auch beratend helfen, wie das Wohnmobil hinstellen. Es stellt sich heraus, dass diese zwei und ein weiteres Paar, das dazu kommt, auch mit einer Concorde hier sind. Und er bietet uns an, diese VIPPS Bezahlung für uns zu machen und wir können ihm das Geld bar geben. Die beiden Paare sind unterwegs an ein Concorde Treffen in Bodo. Im September sei dann in Norwegen ein grösseres Treffen mit bis jetzt über 60 Concordes. Sie meinen, wir sollen doch auch kommen….
Namsos
ist eine kleine Stadt. Wir gehen am Abend noch entlang des Sporthafens in die
Stadt. Rund um den Hafenbereich sind alle Häuser relativ neu, jedoch im Stil
der norwegischen Fischerhäuser nachgebaut. Wir finden ein Restaurant und geniessen eine hervorragende Sushiplatte.
12. Juni 2023
Wir stehen zeitig auf, wollen wir doch das heute angesagte schöne Wetter mit Temperaturen um die 20 Grad geniessen. Wir gehen zuerst in ein Einkaufszentrum, um Brot und Gipfeli zu kaufen. Nach einem kurzen Frühstück mit Kafi und Gipfeli fahren wir los. Wir fahren wir noch einige Kilometer auf der Strecke von gestern zurück, weil es da sehr schöne Stellen an einem Fjord mit drei Brücken gehabt hatte. Da es aber regnete, hatten wir nicht angehalten und dies heute nachgeholt.
Kurz nach Namsos halten wir bei einem Fjord an, stellen Tisch und Stühle auf und geniessen hier einen ausgedehnten Brunch an der Sonne mit Fjordsicht. Nach rund 70 km - und ohne Fähren - kommen wir danach in Steinkjer an. Steinkjer ist die grösste Ortschaft, welche wir in den letzten 3 Wochen besucht haben und wir müssen uns doch wieder etwas an den vielen Verkehr gewöhnen. Im Norden waren wir doch oft auf Strassen unterwegs, wo man pro Stunde vielleicht maximal 5 andere Autos gesehen hat. Wir stellen das Wohnmobil auf einen Campingplatz zur Abwechslung mal nicht am Meer, sondern an einen Fluss.Wir geniessen noch etwas die richtig Nachmittagssonne, es sind nun über 20 Grad im Schatten. Im Vergleich mit den letzten Tagen also einen Temperaturanstieg für uns von rund 20 Grad, mit dem Wind um- gerechnet wahrscheinlich gut 30 Grad.
Danach gehen wir noch etwas in die Stadt. Auf der Hauptstrasse ist nicht viel los, es hat auch wenige Restaurants. Wir finden in einer Seitenstrasse ein nettes Kaffee und geniessen an einem Tischchen draussen einen Cappuccino mit Zimtschnecke.
Steinkjer hat aber neben dem eigentlichen Zentrum ein riesiges Einkaufszentrum. Das Stadtleben spielt sich anscheinend da drin ab. Hier hat es auch verschiedene Restaurants. Am meisten faszinieren uns zwei grosse Geschäfte, welche irgendwie fast allen anzubieten scheinen, was es gibt: Obs und Clas Ohlson, erster zusätzlich mit einer riesigen Lebensmittelabteilung.
Wir essen in einem Steakhouse noch etwas und geniessen danach die Abendsonne und -wärme "zu Hause" vor unserem Wohnmobil.
13. Juni 2023
Wir fahren heute nach Trondheim. In den Reiseführern finden wir nicht viele Informationen zu dieser Strecke. Es sind aber auch nur gut 100 km. So ist dies wirklich auch nur ein Transfer und wir nehmen die Hauptverbindungsstrasse E6. Es gäbe zwar noch andere Strecken nach Trondheim, u.a. mit einer Fähre, aber auch hier ist ausser Fischen am Meer nicht viel erwähnt.
Und so ist auch die Strecke nicht sehr speziell. Mehrheitlich geht es durch Landwirtschaftsgebiet, hügelig, es sieht eigentlich aus wie zu Hause in der Schweiz. Ausser dass die Häuser im norwegischen Stil gebaut sind. Zeitweise geht die Strecke aber auch entlang eines Fjords. Dieser ist aber sehr breit und man wähnt sich eher ein einem grossen See.
Bald erreichen wir Trondheim. Trondheim ist eine wirklich grosse Stadt und wir müssen uns an die vielen Leute, den vielen Verkehr und das ganze "Gewusel" wieder gewöhnen. Wir stellen das Mobil auf einen grossen Stellplatz für Wohnmobile. Dieser ist recht gut besucht.
Die Busse hier in Trondheim sind mehrheitlich elektrisch betrieben und haben eine Länge von 24m, also wie eine grosse Strassenbahn. An den Endstationen werden die Busse automatisch an die Ladestation angedockt, das sieht extrem spannend aus und ist faszinierend.
Mit unseren Ebikes fahren wir in die Stadt, obwohl es eigentlich zu Fuss nur gut 15 Minuten zu gehen sind. Aber mit den Ebikes sind wir mobiler und flexibler unterwegs. Trondheim ist überraschend abwechslungsreich und interessant. Es hat die Innenstadt mit der obligaten grossen Hauptstrasse (Kungsgata), eine alten Teil mit modern renovierten alten Fischerhäusern und ein modernes Viertel im ehemaligen Hafengebiet, welches den Stil der Lagerhäuser modern wieder aufgenommen hat und Wohnungen, Büros und Restaurants hat. Wir fahren in alle Quartiere und auch auf die ehemalige Burg, von wo aus man eine schöne Aussicht über die ganze Stadt hat.
Die Stadt hat extrem viele Restaurants und alle haben Tische draussen auf den Trottoirs. Da es sehr schönes Wetter ist und auch extrem warm iats, hat es auch extrem viele Leute auf den Strassen und den Restaurants. Überall geniessen die Leute von Trondheim die Sonne und den Sommer. Es ist richtig Leben auf der Strasse!
Im neuen Hafengebiet finden wir ein schönes Restaurant mit Blick auf den Fluss und nehmen nachher noch einen Schlummertrunk auf dem Floss auf dem Fluss welches zu einem Pub gehört.
14. Juni 2023
Wir verlassen Trondheim im Laufe des Morgens mit den grösseren Zielen Kristiansund und Alesund. Zuerst fahren wir kreuz und quer durch die Innenstadt. Dies ist vor allem auf Strassen mit zwei Spuren spannend, wenn auf der Spur nebenan noch der Linienbus mit der Länge von 24m durchdrängelt.
Bald sind wir auf der Europastrasse E6 welche nach Trondheim zuerst eine richtige Autobahn ist. Schon speziell nach fast einem Monat schmalen und holperigen Strassen, Bald wird aber auch die E6 wieder zwei- oder dreispurig. Wir verlassen bald die E6 auf eine schmalere und einfachere Landstrasse, welche durch eine bergige Landschaft mit grösseren schneebedeckten Bergen, steilen Hügeln und tiefblauen Seen führt. Wären da nicht die typisch norwegischen roten Scheuen und Häuser, man könnte sich in der Schweiz wähnen.
Wir wählen bald schon eine noch einfachere und schmalere Strasse, welche uns auf einem etwas weiteren Weg aber an der Küste entlang Richtung Kristiansund führen wird. Wir halten an einer Marina am Ende eines Fjords und machen ein Picknick zum Mittagessen. Danach geht die Fahrt weiter. Hier führen die Fjorde weit ins Landesinnere und bilden mit den Hügeln und Bergen viele Inseln. Die Strasse führt mehrheitlich entlang dieser Fjorde, aber oft auch über kleinere Berge. Und sehr oft über Brücken zwischen diesen Inseln. Diese Strecke scheint touristisch noch nicht so bekannt zu sein. Es hat recht wenig Verkehr und auch meist keine Parkplätze an den schönsten Stellen. So gibt es auch wenige Möglichkeiten zum Übernachten. Wir finden einen kleinen Platz direkt an einem Fjord mit Platz für etwa 6 Wohnmobile. Es ist kein eigentlicher Campingplatz, sondern ein Haus mit einem Steg und Umschwung. Eingewiesen werden wir von einem älteren Deutschen, welcher hier Langzeit- und Stammgast ist. Wir erfahren von ihm die halbe Lebensgeschichte. Und es ist wunderschön hier und wir bleiben gerne.
Mit den Bikes
erkunden wir noch die Umgebung und folgen auf einer schmalen ungeteerten
Naturstrasse einem Fjord bis zu einem Weiler mit einigen Bauernhöfen. Abends
geniessen wir noch lange die Abendsonne und die Aussicht an unserem Platz am
Wasser.
15. Juni 2023
Heute haben wir vor, nur bis Kristiansund zu fahren und die Stadt dann zu erkunden. Fahrzeit etwa eine Stunde. Wir verzichten auf das Frühstück und werden uns in Kristiansund ein Restaurant für ein Mittagessen an der Sonne suchen. Nach kurzer Fahrt entlang der Küste und auch durch hügliges Landwirtschaftsland erreichen wir mal wieder eine Fähre. Heute passt es besser, wir müssen nur knapp 10 Minuten warten. Ist aber auch kein Kunststück, diese Fähre fährt jede halbe Stunde. Die Überfahrt auf dieser Elektrofähre dauert 20 Minuten und führt durch eine Bucht in den Fjord und offenbart schöne Aussichten.
Kurz danach kommen wir in Kristiansund an. Die Einfahrt nach Kristiansund ist eindrücklich, Zuerst geht es nahe an der Landeschwelle des Flughafens vorbei, die landenden Flugzeuge fliegen sehr tief über die Strasse hinweg. Danach geht es über eine hohe Brücke mit einer schönen Aussicht auf die grossen Schiffe im Hafen und die Stadt. Kristiansund ist über mehrere Inseln verteilt und hat so einen grossen und natürlich geschützten Hafen.
Mit den Bikes fahren wir ins Zentrum und suchen ein Restaurant. Wir stehen an der Strasse am Meer und studieren die Karte. Da kommt sofort ein Mann auf uns zu und fragt uns, was wir suchen und ob er helfen kann. Wir haben generell die Norweger auf dieser Reise als sehr offen, äusserst freundlich und sehr hilfsbereit kennengelernt. Im Strassenverkehr sind sie zudem sehr geduldig, gelassen und rücksichtsvoll. Da wird nie gedrängelt, wenn wir mit dem grossen Teil etwas langsamer fahren als erlaubt bleibt man geduldig hinter uns.
Wir entscheiden uns für ein Restaurant direkt am Meer. Bestellen muss man drinnen an der Bar, aber immerhin wird das Essen dann an den Tisch gebracht. Ausser einigen spannenden Schiffen im Hafen hat Kristiansund nicht viel zu bieten, so entscheiden wir uns, die Essensvorräte nochmals etwas aufzufüllen und dann weiter zu fahren.
Als nächste Etappe steht die berühme Atlantikstrasse an. Die Strasse überquert hier in eleganten Bögen einen Sund über verschiedene kleine Schäreninseln und Brücken. Wir sind sehr auf diese Strecke gespannt und etwas skeptisch, ob diese Strecke unsere Erwartungen erfüllt. Wir fahren am späteren Nachmittag im Gegenlicht der eher tief stehenden Sonne über die Strecke. Die Landschaft und diese Strecke sind einfach beeindruckend. Wir wenden später und fahren die rund 10 km nochmals zurück zu einem kleinen Campingplatz. Auch in der Gegenrichtung ist diese Strecke einfach der Hammer, wobei natürlich das wunderschöne Wetter und der Dunst in Richtung der Berge das ganze enorm aufwerten.
Wir ergattern noch einen der letzten Plätze direkt an einem kleinen Sportboothafen und haben eine schöne Aussicht auf das Meer und den Beginn der Atlantikroute.
Nach einem kurzen Apéro entscheiden wir uns, mit den Ebikes die Strecke nochmals zu fahren um noch einige Bilder mehr schiessen zu können. Mit den Bikes ist es natürlich viel einfacher, irgendwo anzuhalten. Auch jetzt werden wir absolut nicht enttäuscht. Danach grillieren wir und geniessen die wunderbare Abendsonne mit Blick aufs Meer.
16. Juni 2023
Wir fahren heute weiter Richtung Alesund. Ebenfalls eine kürzere Etappe von knpp 120 km. Die Fahrt geht nochmals über die Atlantik-Route und dann über die Insel, teilweise entlang des Sunds oder Fjords. Dann geht es nochmals etwas in die Höhe und durch ein Hochtal entlang von höheren und eindrücklichen Bergen. Interessant wie hier rund 200 Höhenmeter einen schon ins Hochgebirge bringen.
Wir haben uns entschieden, anstatt dem Geirangerfjord und den Trollstigen Richtung Alesund zu fahren, da die Landschaft bei diesen beiden berühmten Sehenswürdigkeiten sicher sehr schön sind, wir in der Schweiz aber ähnliche Pässe und Seen haben und wir den Geirangerfjord vor 30 Jahren schon beim schönste Wetter erleben durften.. Der Plan ist, weiter der Küste entlang zum Sogne- und Hardangerfjord weiterzufahren.
In Molde ist die nächste Fährenpassage fällig. Aber hier keine Herausforderungen mit dem Fahrplan respektive den Wartezeiten, da diese Fähre alle 20 Minuten fährt. Die Überfahrt dauert aber doch eine knappe Stunde. Und auch wenn dies sehr grosse Fähren und eine grössere Strecke sind: Die Fähren sind voll Elektro. Ich bin wirklich begeistert.
Nach weiteren rund 30 km kommen wir in Alesund an. Hier hat es einen sehr schönen und neuen Stellplatz direkt am Fjord. Wir geniessen noch die Nachmittagssonne mit einem Apéro, bevor wir in die kleine Innenstadt gehen. Bei einem Brand 1904 wurde die Stadt mehrheitlich zerstört und mit deutscher Unterstützung durch Kaiser Wilhelm wieder im Jugendstil aufgebaut. Holzhäuser sind hier verboten, diese müssen zur Minimierung der Brandlast in Stein erbaut werden.
Wir flanieren etwas durch die Stadt und wandern auf den Hügel, von welchem wir eine schöne Sicht auf die Stadt haben. Abends geniessen wir ein hervorragendes Abendessen im schönen und coolen Restaurant Bro. Wir haben einen Tisch mit Sicht auf das Wasser und mit Abendsonne.
Dank dem starken und kostenlosen WiFi hier auf dem Stellplatz Alesund (einen grossen und herzlichen Dank an die Gemeinde Alesund, auch für den hervorragenden und schönen Stellplatz!) können wir rund 100 zusätzliche Bilder hochladen: skandinavien-2023.html (neue Bilder ab Seite 5).
17. Juni 2023
Heute wollen wir von Alesund zur Insel Runde fahren. Auf Runde hat es eine grosse Felsenküste welche verschiedenen Vögeln, unter anderen Papageientaucher, als Brutplatz dienen. Für Papageientaucher ist es der am südlichsten gelegene Brutplatz. Auf Runde hat es einen schönen Campingplatz welcher auch Bootstouren zu den Felsen organisiert, zudem kann man auch zu diesen Felsen wandern.
Die Fahrt von Alesund geht über eine Strecke von rund 120 km. Luftlinie ist diese Insel gar nicht so weit entfernt, doch führt die Strasse mit mehreren grossen Brücken über verschiedene Inseln rund um die Fjorde und Buchten mit einer Fährpassage. Unser Navi warnt uns bei der Abfahrt vor einer Höhenbeschränkung auf 3.40 m kurz vor dem Ziel in Runde. Wir sind etwas irritiert und rufen den Campingplatz deswegen an. Da wird uns, etwas unfreundlich mitgeteilt, dass keine Höhenbegrenzung z.B. aufgrund eines Tunnels vorhanden sei. Also starten wir unsere "Fjordrunde". An diesem Morgen ist es mit an den Bergen tief liegenden Wolken sehr dunstig. Trotzdem ist die Strecke entlang der Küste sehr spannend, Wir passieren auch einige grosse Werften mit ihren grossen Kränen und grossen Schiffen.
Kurz vor dem Ziel, es sind noch knapp 15 km, auf der zweitletzten Insel, führt die Strasse durch einen Tunnel. Und siehe da: Höhenbeschränkung 3.40 m! Keine Chance für unser Mobil mit knapp 3.80 m Höhe. Ein Plan B muss her. Wir versuchen herauszufinden, ob es eine andere Strasse gibt, doch wir finden nichts. Weitere Variante: Es hat auf den beiden Inseln vorher zwei Stellplätze für Wohnmobile gehabt. Wir könnten da übernachten und morgens mit den Bilkes nach Runde fahren. Hin und zurück wären dies dann ca. 50 bis 60 km. Oder es werden vielleicht auch von diesen Inseln Fahrten zu den Vogelfelsen angeboten. Also versuchen wir es bei einem Stellplatz an einer Marina. Es ist niemand da. Es hat hier vor allem Hütten zum Mieten, wir sehen auch keine gute Möglichkeit, hier unser Reisemobil hinzustellen also weiter. Der nächste Versuch ist in einem grösseren Ort. Hier hat es mitten im Ort einen guten Wohnmobil Stellplatz, das würde mal passen. Da es aber doch schon wieder recht weit bis nach Runde wäre versuchen wir herauszufinden, ob es hier irgendwelche Touren zu diesem in allen Führern empfohlenen Vogelfelsen gibt. Aber nichts ist angeschrieben, an der Marina werden keine Touren oder ähnliches angeboten. Wir fragen mal im grössten Hotel direkt an der Marina nach, da dieses doch im Internet Ausflüge nach Runde als Aktivität aufführt. Die Dame an der Rezeption kann uns die Handynummer des Organisators solcher Ausflüge angeben. Es sei halt noch keine Saison. Wir rufen an. Ansage auf Norwegisch, wir drücken mal die Eins. Es kommt eine Combox. Neuer Versuch mit der Zwei: Es klingelt endlos.
Also entscheiden wir uns, nach Alesund zurückzufahren. Von da aus hat es Ausflüge mit einem RIB Boot. Dieses kann sogar über Internet gebucht werden. Nach der Buchung machen wir uns also auf den Weg zurück. Zurück in Alesund geniessen wir nun die Sonne an unserem Platz direkt am Steg dieses sehr schönen Stellplatzes. 240 km, zwei Fährenpassagen und wir sind wieder am Startpunkt von heute Morgen. Aber der Weg ist das Ziel und die Rückfahrt war sehr schön, auch weil sich das Wetter völlig aufgeklart hat.
18. Juni 2023
Am Mittag finden wir uns mitten in Alesund am Kanal für unseren Ausflug nach Runde ein. Zuerst werden wir mit wasserdichtem Thermoanzug, Schutzbrille und Schwimmweste ausgerüstet. Dann geht es los mit einem dieser Festrumpfschlauchboote. Platz haben 12 Passagiere und der Fahrer. Man sitzt auf einem Sitz, ähnlich einem Sattel, jedoch leicht gefedert und hat am Vordersitz Griffe zum Festhalten. Mit dem Antrieb von zwei 350 PS starken Motoren geht’s los. Und wie. Das Boot beschleunigt extrem schnell und kann Geschwindigkeit von 80 bis 100 km/h erreichen. Lustig wird es als wir den geschützten Bereich nach dem Hafen verlassen. Das Boot macht richtig schöne Sprünge über die Wellen und fliegt nur so dahin. Zuerst besuchen wir ein Fischerdorf einer kleinen Insel nahe Alesund. Diese Insel ist mit dem Auto nur über drei Tunnel unter dem Meer durch erreichbar. Dann geht’s weiter zu einigen ganz flachen Felsinseln im Meer. Hier hat es oft Robben. Anscheinend haben sich diese aber irgendwo sonst zum Sonntagsessen verabredet, die Inseln sind leer. Wir sehen nur eine Robbe die in einiger Entfernung schwimmt und dann wieder abtaucht. Weiter geht es nun zur Insel Runde über das offene Meer mit grösseren Wellen und somit auch grösseren Sprüngen des Boots. Ich hätte vorher nie gedacht, dass dies so Spass macht. Wobei es natürlich auch ein grosser Vorteil ist, dass heute wieder sie Sonne scheint, der Wind nicht stark ist und es relativ warm ist.
In Runde umrunden wir zuerst die Spitze der Insel mit einem Leuchtturm. Dieser Leuchtturm stand früher weiter unten auf der Klippe, wurde aber bei einem Sturm zerstört, sodass er weiter oben erstellt wurde. Am ehemaligen Platz des Turms hat es nun kleine Häuschen, die man mieten kann. Sehr schöne Lage, so lange es nicht stürmt.Nun geht’s weiter zu den Vogelfelsen. Hier brüten Dreizehenmöwen, Trottellummen, Papageientaucher, Eissturmvögel ,Tölpel und Tordalke. An den Felsen sind alle, auch die kleinsten Nischen und Absätze von nistenden Vögeln besetzt. Was auffällt, die Vögel bauen ihre Nester auch mit Resten der verlorenen Kunststoffnetze der Fischer. Und ab und zu ziehen auch Weissschwanzseeadler vorbei.M it dem Schlauchboot können wir sehr nah an die Felsen heranfahren. In ganz langsamer Fahrt macht das Boot auch beinahe kein Geräusch. So fahren wir in eine kleine Grotte, über uns die Felsen mit den brütenden Vögeln. Wir hoffen alle, dass diese gerade nichts fallen lassen. Danach geht es in rasanter Fahrt durch verschiedene andere Arme der Fjorde zurück nach Alsesund. Der Fun Faktor dieser Boote, wenn diese auch vermutlich nicht gerade ökologisch top sind, ist enorm gross.
19. Juni 2023
Wir hatten uns entschieden, auf den Geiranger Fjord zu Gunsten der Insel Runde zu verzichten. Nachdem wir nun am Samstag vor der letzten Insel wegen einer Höhenbeschränkung im Tunnel nicht nach Runde fahren konnten und den ganzen Weg umsonst gemacht haben, sind wir der Meinung, dass wir auch den Umweg über den Geirangerfjord in Kauf nehmen. Wir können online für 14:00 Uhr eine Passage mit der Fähre von Hellesylt nach Geiranger buchen, also die ganze Länge des eigentlichen Geirangerfjords. Wir machen uns also auf den Weg nach Hellesylt, dies sind gemäss Navi knapp zwei Stunden Fahrt. Wir sind sehr früh dran und können uns Zeit lassen. Nach kurzer Strecke mal wieder eine Fähre. Als wir am Kai ankommen, werden gerade die Autos entladen, wir können also eigentlich ohne gross Warten auf die Fähre fahren. Keine grosse Leistung, die Fähre fährt ja im 20-Minuten-Takt. Wir überqueren den breiten Storfjord, welcher sich zwischen hohen Bergen in tiefen Tälern weit in das Landesinnere zieht und von dem verschiedene weitere Fjorde abzweigen, auch der Geirangerfjord. Die Überfahrt ist extrem schön, wir können vom seitlichen oberen PW Deck aus die Aussicht und die Überfahrt geniessen. Weiter geht die Fahrt entlang eines Fjords und dann immer weiter ein Tal aufwärts. Sehr viel Landwirtschaft und Kulturland. So geht es stetig bergauf. Wir erreichen ein grösseres Skiresort, Strandafjellet. Jetzt geht es steil abwärts nach Stranda, ein Städtchen an einem weiteren Ausläufer des Storfjords. Es geht aber gleich wieder in einem ähnlichen Tal bergauf. Das Navi zeigt, dass es nur noch wenig mehr wie 10 km bis Hellesylt, welches ja am Fjord und somit auf Meereshöhe liegt, sind. Es geht aber weiter bergauf und vor uns hat es nur Berge. Plötzlich ein Tunnel. Es geht lange im Tunnel bergab. Nach der Ausfahrt eine herrliche Sicht auf einen weiteren Arm des Storfjords und den Geriangerfjord.
Um 13:30 Uhr kommt die Fähre aus dem Geirangerfjord und dreht Richtung Hellesylt. Danach können wir auf die Fähre fahren, es wird wirklich jeder Zentimeter ausgenützt.
Wir richten uns auf dem Oberdeck ein und freuen uns auf die Fahrt durch den berühmten Fjord. Das Wetter macht auch mit, es zeigen sich aber langsam wieder neue Wolken. Bald ist 14:15, das Beladen schon länger abgeschlossen, doch das Schiff fährt nicht ab. Eine gewissen Unruhe macht sich auf dem Schiff breit. Bald ist 14:30 Uhr, wir sind immer noch in Hellesylt vertäut. Dann eine Durchsage: Aufgrund eines technischen Problems verzögert sich die Abfahrt. Und weitere 10 Minuten später die bittere Nachricht, dass der Kurs nicht durchgeführt werden kann und das Schiff wieder entladen wird. Die Enttäuschung ist sehr gross. Es bleibt uns aber nichts anderes übrig, als auf das Fahrzeugdeck hinunter zu steigen und dann rückwärts wieder aus dem Schiff zu fahren.
Wir entscheiden uns aber, auf den Geirangerfjord nun definitiv zu verzichten und weiter zu fahren. Wir haben noch verschiedene Landschaftsrouten auf dem Weg weiter Richtung Bergen, Stavanger und Oslo, welche wir unbedingt noch fahren möchten. Zuerst geht es einige Kilometer aufwärts, bis wir in einem Hochtal sind und dieses durchfahren. Das Tal erinnert etwas an das Engadin, nur hat es fast keine Häuser und Dörfer da. Dann geht es abwärts, bei einer kleinen, schmalen Brücke in einer engen Kurve ist noch etwas Strategie und Manövrieren gefragt, da genau auf der Brücke eine Kolonne angeführt von einem holländischen Reisecar, gefolgt von anderen Autos, Lieferwagen und Wohnmobilen entgegenkommt. Hinter uns sind auch mehrere Fahrzeuge. Aber schlussendlich schaffen wir es alle, aneinander vorbei zu kommen. Dann erreichen wir den Hornindalsvatnet, den tiefsten See Europas mit einer Tiefe von 514 m. Später kommen wir in Nordfjordeid an, ein kleines Städtchen an einem Arm des Nordfjords, welcher bis zu 100 km ins Landesinnere ragt. An der Marina gibt es einen guten Stellplatz direkt am Fjord und wir entscheiden uns, hier zu übernachten.
Wir erkunden das
Städtchen Nordfjordeid mit einer schönen Hauptstrasse mit ausschliesslich weissen Häusern. Aber
kein Mensch weit und breit.
20. Juni 2023
Am Morgen legt direkt bei uns ein Kreuzfahrtschiff an. Wir haben also beim Frühstück einiges an Unterhaltung. Wir können beobachten, wie das Schiff vertäut wird, die Gangway angedockt wird, die Fahrräder, Scooter und Busse bereitgestellt werden und dann die Gruppen von Kreuzfahrern zu ihren Ausflügen aufbrechen.
Wir wollen heute zu der nationalen Landschaftsroute durch den Gaularfjellet fahren und zumindest eine erste Teilstrecke absolvieren. Doch zuerst geht es bergauf, bevor wir durch einen Tunnel zum nächsten Arm des Nordfjord kommen. Hier wartet die Fähre für die Überfahrt schon auf uns, wir können direkt an Bord fahren und die Fähre fährt kurze Zeit später gleich ab. Irgendwie haben wir nun das Timing mit den Fähren im Griff. Auch diese Fähre ist wie alle anderen Fähren in der Region eine Elektrofähre.
Weiter geht es auf der wunderschönen und abwechslungsreichen Strasse vorbei an verschiedenen Seen, Wasserfällen und durch Täler mit wilden Bächen. Nach rund 80 km verlassen wir die Hauptstrasse und biegen ab auf die Landschaftsroute durch den Gaularfjellet. Und da haben wie sie endlich wieder: die schmale Strasse, auf der Kreuzen schwierig ist. Nachdem wir uns an die vielen Leute und Autos hier im südlicheren Norwegen gewöhnen mussten, freuen wir uns über die Strecke, insbesondere da es hier auch sehr wenig Verkehr hat. Die Strasse führt zuerst durch einen kleinen Zauberwald mit dichten halbhohen grünen Büschen, mit Moos bewachsenen Steinen und dichten Nadelbäumen. Weiter geht es entlang eines Sees mit einem grossen Wasserfall. Nach der Passhöhe bietet sich eine schöne Aussicht auf den nächsten See bevor es wieder, auch mit engen Serpentinen, steil bergab geht. Weiter geht die Strasse entlang von Seen, Wasserfällen und wilden Bergbächen. Und immer begleitet von Lupinen am Strassenrand, welche hier wachsen "wie Unkraut". Weiter geht die Strasse wieder bergauf in eine schönes Bergtal mit verschiedenen Wasserfällen sowohl an den Bergflanken von der Schneeschmelze als auch beim Bach auf dem Talboden. Bei einer der schönsten Stellen direkt bei einem See und mehreren Wasserfällen hat es einen kleinen Campingplatz und wir entscheiden uns, hier zu bleiben und die Gegend noch etwas zu erkunden. Auch wenn wir uns nur auf etwas mehr als 400 Meter Höhe befinden, hat man das Gefühl in einem hohen Tal in den Alpen zu sein. Wir wandern zum einen Wasserfall und danach entlang des Sees zum zweiten Wasserfall. Mal scheint die Sonne, dann ziehen wieder dickere Wolken vorbei. Aber es ist sehr warm, und gegen Abend zeigt sich die Sonne von einem wolkenlosen Himmel und es ist sogar richtig heiss.
21. Juni 2023
Am Morgen ist es bereits angenehm warm und wir frühstücken draussen in dieser herrlichen Umgebung und mit dem Rauschen der Wasserfälle. Bald fahren wir weiter. Die Strasse steigt weiter stetig bergan. Wir passieren noch weitere Wassserfälle und Seen. Die Landschaft mutet sehr hochalpin an, wir sind aber nur auf 650 Meter über Meer. Dann haben wir bald die Passhöhe erreicht. Die Strasse führt noch um eine Kurve, dahinter befindet sich ein Aussichtspunkt. Was für eine grandiose Aussicht: Es geht steil bergab in das nächste Tal, die Strasse windet sich in zahllosen Serpentinen hinunter. Unten angekommen fahren wir im Tal weiter und gelangen bald an den Sognefjord. Dieser ist mit 205 km der längste und mit 1303 m tiefste Fjord Europas. Die Strasse führt meist schmal zwischen dem Fjord und den steilen Berghängen entlang. Und bald erreichen wir bei Balestrand das Ende dieser Landschaftsroute und setzen mit der Fähre ans andere Ufer über. Auch hier hat es entlang den Berghängen und dem Fjord nur knapp Platz für die Strasse. Später hat es dann zwischen den Bergen und dem Fjord etwas mehr Platz und machen so Obstkulturen und schönen Häusern mit Blumen Platz. Die ganze Landschaft erinnert etwas an die Riviera in Italien. Danach nehmen wir die nächste Fähre um über einen weiteren Arm des Sognefjords zum Beginn der Landschaftsroute über den Auerlandsfjellet zu gelangen. Die Hauptstrasse würde in einem langen Tunnel unter diesem Bergmassiv durchführen, wir entscheiden uns aber selbstverständlich für diese Landschaftsroute.
Eine schmale Strasse zweigt am Ende des kleinen Dorfs direkt beim Fjord ab und steigt gleich ziemlich steil an. Diese Strasse ist mehrheitlich nur etwa 3.5 m breit, kreuzen ist also nur an den bezeichneten Ausweichstellen möglich. Es ist zum Glück nicht sehr viel Verkehr, es ist aber auch so ziemlich spannend. Eine solche Strasse wäre in der Schweiz bestenfalls eine Alpstrasse und für den richtigen Verkehr gesperrt. Hier wird dies als Nationale Landschaftsroute aktiv propagiert. Es geht rund 10 km entlang eines schönen Wildbachs aufwärts. Leider ist die Strasse zu schmal um anzuhalten, auch in den Ausstellnischen ist dies zu heikel. So können wir hier die Aussicht nur beim Fahren geniessen. Dann sind wir nach rund 19 km Fahrt auf dem Berg und einer Höhe von ca. 1250 m angekommen und die Strasse führt mehrere Kilometer durch eine hochalpine Landschaft mit Seen, Wasserfällen und grossen Schneefeldern weiter über den Berg entlang. Es lässt sich dann aber erahnen, dass es bald steil und mit vielen Serpentinen wieder auf Meereshöhe heruntergehen wird. Und so ist das, die Strasse windet sich abwärts und nach einigen Kurven kommen wir zu einem Aussichtspunkt wo erstmals der Blick ins Tal und einen weiteren Arm des Sognefjords möglich ist.
Weiter geht die Fahrt in endlosen Serpentinen hinunter nach Auerlandsvangen, das Dorf das fast senkrecht unterhalb des Aussichtspunkts liegt. Vor uns fährt ein grosser, dreiachsiger Touristenbus. Einige spannende und für einige entgegen kommende Lenker anscheinend auch sehr herausfordernde Ausweichmanöver sind die Folge.
Von Auerlandsvangen sind es nur noch rund 10 km bis nach Flam, einem kleinen, aber sehr touristischen Ort am Ende eines Arms des Sognefjords. Hier ist die Endstation der Flambahn, welche als eine der schönsten Eisenbahnstrecken gilt. Und im Fjord liegt auch einmal mehr ein Kreuzfahrtschiff vor Anker. Wir haben aber unser Wohnmobil heute mit zwei schwierigen Pässen genug gequält und bleiben über Nacht hier auf einem Campingplatz unterhalb der steilen Berghänge und direkt beim Dorf und dem Fjord.
22. Juni 2023
Wir haben für heute kurzfristig eine Fahrt auf dem Auerlandsfjord und dem Naeroyfjord, beides Seitenarme des Sognefjords gebucht. Der 19 Kilometer lange Nærøyfjord, der von bis zu 1800 Meter hohen Bergen umgeben ist, gilt als der schmalste Fjord der Welt. An seiner schmalsten Stelle misst der Fjord lediglich 250 Meter.
Die Fahrt wird mit sehr futuristisch anmutenden Katamaranen durchgeführt. Die Schiffe wurden komplett in Leichtbauweise erstellt und verfügen über alternative Antriebskonzepte (Hybridantrieb bzw. rein elektrischer Antrieb). Das rein elektrische Schiff kann innert 20 Min. wieder vollumfänglich aufgeladen werden. Die Fahrt zwischen den hohen Bergen ist absolut eindrücklich. Es geht vorbei an steilen, schroffen Berghängen und unzähligen Wasserfällen, welche sich aus grosser Höhe über und durch die Felsen ergiessen. Die Landschaft ist absolut hinreissend und überwältigend. Es gibt immer wieder neues zu entdecken, neue Sichten und Panoramen. Keine Minute der zweistündigen Fahrt ist uninteressant. Am Ende des Naeroyfjords liegt Gudvangen. Nicht viel mehr als die Pier, ein grosses Gebäude mit Souvenirshop und Selbstbedienungsrestaurant sowie einigen Häusern. Im Restaurant eine lange Schlange und Hektik, da insbesondere verschiedene Ausflüge des Kreuzfahrtschiffs auch hier vorbeikommen. Gleich nebenan ein kleines Häuschen mit einer Bäckerei und einem Kaffee. Absolut hübsch und lieblich mit Stilmöbel eingerichtet. Wir geniessen hier, ganz alleine als die einzigen Gäste, einen feinen Cappuccino und einen Kuchen.
Danach geht’s in einem Shuttelbus zurück nach Flam, die Strecke von 19 km führt durch zwei Tunnels von 11 und 4 km.
23. Juni 2023
Wir fahren bei schönstem und warmem Wetter - man merkt schon, dass wir inzwischen sehr weit südlich sind - in Flam los in Richtung Hardangerfjord und der nächsten Landschaftsroute. Zuerst geht es durch die beiden Tunnel in Richtung Gudvangen. Ab Gudvangen fahren wir in dem Tal weiter, welches die Verlängerung des Tals des Naeroyfjords ist. Weiterhin ein enges Tal mit hohen, sehr steilen Felswänden, über welche sich immer wieder Wasserfälle ergiessen. Weiter geht dann die Fahrt durch breite Täler mit schönen Seen und Landwirtschaft, welche sich dann wieder mit engen Tälern mit Wildbächen und Wasserfällen abwechseln. Beim Übergang von einem breiten Tal in ein schmales Tal ergiesst sich ein schöner Wasserfall über eine hohe Kante im Tal. Die Hauptstrasse umfährt diese Geländestufe in einem langen Tunnel. Wir haben jedoch die Strasse gewählt, welche dem Wasserfall entlang in 3 engen und schmalen Haarnadelkurven führt.
Dann erreichen wir Granvin am Hardangerfjord und den Beginn der Landschaftsroute. Dieser Fjord ist der drittlängste in Europa und hat sehr breite als auch schmale Arme. Wir folgen zuerst einem schmalen Arm. Die Strasse schmiegt sich manchmal 10m über dem Meer, manchmal in 50m Höhe die Berghänge welche steil in den Fjord abfallen.
Das Kriterium für eine Landschaftsroute scheint nicht nur eine speziell schöne Landschaft und Aussicht zu sein, nein anscheinend ist auch wichtig, dass die Strasse schmal und kreuzen nicht möglich ist. Wir sind uns dies inzwischen auch genügend gewohnt. Und es kommen hier auch Busse und Lastwagen in gutem Tempo entgegen. Leider ist es auch nicht möglich, anzuhalten und die Landschaft ausgiebiger zu geniessen, da es entlang dieser steilen Wände keine Parkplätze hat. Nur Ausweichbuchten, diese sind aber für einen Halt nicht wirklich geeignet.
Danach geht dieser Seitenarm des Fjords in den breiten Hauptarm über. Hier hat es auch flache Ufer mit kleinen Dörfern und Bauernhöfe mit Obstkulturen. Bei einigen Buchten hat es auch grössere Dörfer. Später fahren wir mit einer Fähre über den Fjord, die Route führt am gegenüberliegenden Ufer dann wieder in die entgegengesetzte Richtung. Kurz nach der Fähre finden wir einen eher neuen Stellplatz hoch über dem Fjord. Die Aussicht ist absolut grandios
24. Juni 2023
Wir geniessen während des Frühstücks nochmals die grandiose Aussicht auf den Hardangerfjord. Dann fahren wir in den nächsten Ort Jondal. Von hier aus kann man in einen Nationalpark und einem Gletscher hochfahren. Wir wollen dies mit unseren Bikes tun. Doch da macht uns unser Thule Fahrradträger einen Strich durch die Rechnung, Das Schloss der Befestigung lässt sich zwar öffnen, die Klemmmutter lässt sich aber nicht öffnen und dreht leer. Wir können probieren was wir wollen, wir können das eine Bike nicht vom Träger lösen. Und zu viel können wir nicht versuchen, brauchen wir doch eine richtige Befestigung um unsere Ebikes wieder nach Hause bringen zu können. Wir schreiben also mal dem Thule Support und warten auf eine baldige Antwort und hoffentlich eine Lösung.
Wir brechen auch diese Übung ab, fahren zurück und folgen der Landschaftsroute weiter.
Die Strasse wird nun noch schmaler. Richtig eng wird es bei zwei Brücken, wo effektiv auf beiden Seiten nur noch wenige Zentimeter Platz bleiben und beim Ausweichmanöver mit einem Linienbus. Die Strasse führt weiter entlang des Fjords, teilweise entlang von Felswänden, oft aber auch durch Bauernhöfe und Obstgärten. Einmal steigt die Strasse, schmal wie sie ist, auch steil an und führt über mehrere Haarnadelkurven über eine Klippe, welche anscheinend zu steil war um eine Strasse entlang zu bauen. Später, nachdem wir eine Anlegestelle einer Fähre von der anderen Fjordseite passiert haben, wird die Strasse wieder breiter. Eine richtige zweispurige Strasse, es kommt uns fast vor wie eine Autobahn. Der Fjord ist hier auch über rund 30 km gerade.
Am Ende dieses Fjords liegt Odda, eine Stadt mit einiger Industrie und eigentlich unser heutiges Etappenziel. Der Stellplatz am Hafen ist aber sehr ungepflegt und fast vollgestellt. Wir verzichten dankend, auch wenn das Zentrum recht hübsch aussieht und verschiedene schöne Restaurants locken. Ein Campingplatz am Stadtrand ist ausgebucht. So fahren wir noch einige Kilometer weiter und übernachten auf einem kleinen Platz mit direkter Sicht auf den Vidfossen Wasserfall.
25. Juni 2023
Wir beginnen den Tag mit einem kurzen Spaziergang zum Wasserfall in der Nähe des Campingplatz. Wir haben diesen von unserem Platz aus sehen können und das Geräusch des Wassers hat uns auch die ganze Nacht "in den Schlaf gerauscht". Danach geht die Fahrt weiter durch das enger werdende Tal, welches grösstenteils durch einen breiten Bergbach ausgefüllt wird. Das Ende dieser Landschaftsroute ist beim Wasserfall Latefoss. Dieser Zwillingswasserfall ist mit seiner Breite und einer Höhe von 160 m einer der eindrucksvollsten Wasserfälle die wir auf unserer Reise gesehen haben. Die Gewalt des Wassers ist hier richtig spürbar und die Gischt weht weit durch das enge Tal. Weiter geht die Fahrt über einen kleineren Pass ins Skigebiet Roldal, wo kurz danach die nächste Landschaftsroute Ryfilke beginnt. Selbstverständlich ist auch diese Strasse oftmals sehr schmal, wobei hier neu auch unbeleuchtete Tunnel dazu kommen. Wir haben aber schon im Norden in den schlechter beleuchteten Tunnels von den Norwegern gelernt, mit Scheinwerfer zu fahren solange kein Gegenverkehr herrscht.
Für einmal eine
Strecke ohne Fjorde. Doch Wasser und Bergformationen sind auch hier das grosse
Thema. Die Strasse geht abwechselnd
entlang enger Canyons und breiter Seen durch die Region Ryfilke. Das Wasser in den Bächen ist glasklar und schimmert in
den unterschiedlichsten Grüntönen. Die Berge und Hügel an den Ufern der Seen
sind oft durch die Gletscher rund und zu eindrücklichen Formationen
geschliffen.
Wir übernachten in einem Camping direkt am Fluss. Zum Campingplatz gehört eine grosse alte Herrschaftsvilla, umgebaut zum Hotel mit einem angebauten Motel. Das Gebäude steht leer und hat seine besten Zeiten eher schon länger her erlebt.
26. Juni 2023
Wir geniessen noch die Morgensonne und Frühstücken draussen mit Sicht auf den Fluss. Für heute ist nach vielen Tagen Sonnenschein und Wärme bis 30 Grad eine Wetterumbruch angekündigt. Im Wetterradar ist die Störung als Regenband über dem Atlantik kurz vor der Küste auch schon erkennbar.
Ziel heute ist die Stadt Stavanger. Die Strecke führt nun dem Fluss entlang abwärts zum Meer und der Fjordlandschaft in der weiteren Region Stavanger. Die Strasse führt entlang einiger schmaler Fjorde, welche auch mit Brücken und mit einer Fähre überquert werden. Das Benutzen einer Fähre ist für uns schon fast so normal wie Zug oder Tram fahren, haben wir doch inzwischen schon etwa 30 Fährpassagen auf unserer Reise erlebt.
Dann ist die Schlechtwetterfront da, mit starkem Regen und Wind. Die Temperatur sinkt innert weniger Minuten von 25 auf 15 Grad. Kurz vor Stavanger unterqueren wir den Fjord durch den aktuell längsten Unterseetunnel der Welt. Der Tunnel mit zwei richtungsgetrennten doppelspurigen Röhren ist 14.5 km lang und hat seinen tiefsten Punkt knapp 300 m unter dem Meeresspiegel. Nächstens soll auch in der Region Stavanger ein neuer Tunnel eröffnet werden, welcher sogar 400 m unter den Meeresspiegel führt. Wir haben in Norwegen ganz verschiedene Tunnel erlebt, von roh in den Berg gehauenen, einspurigen Tunnels bis hin zu diesem technischen Meisterwerk. Auch Kreisel, Abzweigungen und Kreuzungen gibt es hier in Tunnels.
Danach erreichen wir Stavanger und finden einen Stellplatz auf dem Stadtcamping direkt an einem See. Es regnet in Strömen und wir beginnen deshalb unseren Aufenthalt in dieser Stadt mit einer Siesta im Wohnmobil. Später bessert sich das Wetter und sogar die Sonne zeigt sich wieder. Wir fahren mit Trottis in die Stadt. Wir hatten keine Ahnung, was uns hier erwartet. Bisher haben wir nicht viel von Stavanger gehört, ausser dass es die Ölhauptstadt von Norwegen ist und sehr industriell. Deshalb sind wir sehr positiv von der fröhlich bunten Innenstadt und den weissen, blumengeschmückten Häusern in der Altstadt überrascht. Jetzt wo die Sonne wieder hervorkommt und es etwas wärmer wird, herrscht fröhliches Leben auf den Strassen. Viele schöne Kaffees und Restaurants laden zum Verweilen ein. Auch wir geniessen in einem Kaffee leckere Crevetten- und Avocado-Scampi Toasts .
27. Juni 2023
Am Abend hat es wieder angefangen zu regnen und die ganze Nacht und auch heute Morgen war das Wetter schlecht. Wir haben deshalb am Morgen die Zeit für die Planung der weiteren Reise (und leider auch der baldigen Rückreise) genutzt und sind erst gegen Mittag wieder mit den Trottis in die Stadt gefahren. Inzwischen scheint auch die Sonne wieder und wir bummeln noch etwas durch die Altstadt Gamle Stavanger bevor wir mit einem grossen Elektrokatamaran eine Kreuzfahrt in den Lsyefjord machen.
Der Lsyefjord ist wegen seinen steil abfallenden Bergflanken und vor allem wegen den beiden bekannten Hotspots Preikestolen, der 25 x 25m grossen Felskanzel von wo aus es 600m senkrecht in Meer hinunter geht, und dem Kjeragbolten, einem 5 m3 grossen Monolithen der 1000 m über dem Fjord in einer Felsspate eingeklemmt ist, berühmt. Eine Wanderung zum Preikestolen haben wir verworfen als wir erfahren haben, dass bei gutem Wetter mehrere tausend Personen hier hochsteigen. Deshalb haben wir uns für die Fjordkreuzfahrt entscheiden und betrachten Preikestolen von unten. Viel eindrücklicher sind für uns aber die Felswände und -Formationen sowie generell die Schärenlandschaft rund um Stavanger.
Zum Nachtessen haben wir in einem originellen, kleinen Restaurant namens Foodloose (in Anlehnung an den Tanzfilm) reserviert, welche Fingerfood in spannenden Variationen anbietet.
28. Juni 2023
Wir verlassen Stavanger am Morgen um ganz in den Süden von Norwegen zu fahren. Doch zuerst füllen wir noch Verpflegung für das Wohnmobil in den Tank und für uns in den Kühlschrank. Nach Stavanger geht es auf der letzten Landschaftsroute Jaeren Richtung Süden. Auf Visit Norway wird diese Gegend wie folgt beschrieben: hoher Himmel, weiter Horizont und endloses Meer, ständig wechselndes Wetter und Licht, lange Sandstrände und Dünen. Die Strände mit den Sanddünen sind nach den vielen Fjorden, Bergen und Felsen extrem eindrücklich und ungewohnt, aber auch sehr schön. Entlang der Route hat es auch einen alten Friedhof direkt am Meer. Es hat hier auch noch Grabsteine aus dem vorletzten Jahrhundert, aber auch einen Grabstein für in dieser Gegend damals ertrunkene Seeleute, welche hier begraben sein sollen. Auch Relikte des Atlantikwalls aus dem Zweiten Weltkrieg sind zu sehen, neben Bunkern und Befestigungen auch Panzersperren aus normalen Felsen entlang der Strasse.
Bald wird die Landschaft felsiger und geht wieder in eine hügeligere Strecke mit den von Gletschern geschliffenen Bergen mit Seen über. Mehrere kleinere, aber steile (und natürlich schmale) Pässe sind hierbei zu überwinden und führen zu kleinen Fjorden. Im Meer hat es auch immer wieder kleine Schäreninseln. Auffallend sind hier auch die kleineren und grossen meist runden Monolithen, die irgendwo zuoberst auf einem Berg oder Hügel liegen und von den Gletschern da abgelagert wurden. Sie sehen aus, als würde ein kleiner Schubser genügen, damit sie ins Tal rollen, liegen aber vermutlich seit der letzten Eiszeit vor über 20'000 Jahren so da.
Wir fahren bis Farsund, wo wir einen Platz in einem kleinen Campingplatz direkt in den Sanddünen am Meer finden. Jetzt sind wir ganz im Süden Norwegens angekommen, haben also dieses Land von fast ganz im Norden bis ganz in den Süden erleben dürfen.
29. Juni 2023
Heute ist ein ziemlich regnerischer Tag angesagt. Am Morgen ist jedoch das Wetter noch besser als wir dies erwartet hätten. Wir planen nun am Morgen mit etwas Wehmut noch die letzte Woche unserer Reise. Wir werden diesen Samstag Norwegen mit der Fähre nach Hirtshals in Dänemark verlassen, noch einige Tage in Dänemark am Meer und im Nationalpark Wattenmeer an der Nordsee verbringen und dann gegen Ende Woche die rund 1000 km nach Hause unter die Räder nehmen.
Nach dem Mittag machen wir uns bei Nieselregen mit den Ebikes auf, die nähere Umgebung zu erkunden. In die eine Richtung der Küste entlang finden wir schöne Buchten mit kleinen Inselchen. In der einen Bucht sind verschiedene Grillstellen vorhanden, jede auch separat mit einem Holzofen. Wir können uns vorstellen, dass dies auch im Winter eine wunderschöne Stelle für ein Picknick sein kann. In einer Bucht hat es ein ganz kleines Dorf mit schönen, gepflegten weissen Häusern direkt an der steilen Küste.
In die andere Richtung hat es lange Sanddünen. Diese sind recht hügelig und durchfurcht. Wir lernen, dass dies durch Wind und Wasser bei Sturmfluten so geformt wird. Wir fahren trotz leichtem Regen mit den Bikes noch nach Farsund, einer kleinen Stadt. Am Hafen hat es einige alte hölzerne Segelschiffe. Als es etwas stärker beginnt zu regnen, "flüchten" wir in ein Einkaufscenter, trinken Kaffee und kaufen ein. Leider die falsche Entscheidung. Der Regen wird stärker und stärker, so dass wir schlussendlich die Rückfahrt bei sintflutartigem Regen machen. Trotz Regenkleidung kommen wir völlig durchnässt wieder zurück.
30. Juni 2023
Wir bleiben an der Küste in Nähe von Farsund. Nach dem gestrigen Regen ist heute ein recht sonniger Tag. Wir hatten eigentlich vor, mit den Bikes zu einem Leuchtturm zu fahren. Leider ist aber der grösste Teil des 25 km langen Wegs auf der Hauptstrasse. Dafür haben wir keine Lust.
Wir entscheiden uns deshalb, die Sanddünen-Landschaft in der näheren Umgebung noch etwas zu erkunden und so wandern wir der Küste entlang und auf eine kleine Halbinsel. Diese Landschaft mit den Schäreninseln, den Dünen und dem Gras gefällt uns einfach sehr gut.
1. Juli 2023
Heute beginnt also die Rückreise in die Schweiz. Obwohl wir diese mit den geplanten Aufenthalten in Dänemark und am Wattenmeer eher geruhsamer und "gut verdaulich" angehen, machen wir uns mit ziemlichen Wehmut auf den Weg. Mehrere Monate haben wir uns auf diese Reise vorbereitet und gefreut. Nun ist dies bald alles nur Erinnerung.
Ein guter Moment um eine kleine Bilanz zu ziehen:
- 42 Tage bisher unterwegs, das sind auch 42 Tage leben und schlafen im Wohnmobil. Ein Tiny House auf Rädern mit allem Komfort auf 20 m2. Es ist uns keinen einzigen Tag als eng oder unbequem vorgekommen. Es hat uns auch nie etwas gefehlt. Nein, es ist uns zum zweiten zu Hause geworden.
- Rund 5700 km Roadtrip durch Schweden und Norwegen. Zusammen mit der Anfahrt und Rückreise werden dies ca. 8300 km werden insgesamt. Dazu rund 30 Passagen mit Fähren, Überfahrten von 20 Minuten bis 3 Stunden.
- Wir haben extrem viel erlebt und viele unterschiedliche Eindrücke mitgenommen. Ohne unser Tagebuch würde wir alles vermutlich gar nicht mehr auf die Reihe bekommen.
- Drei Jahreszeiten (Frühling, Winter und Sommer) in 2 Monaten. Temperaturen von 0 bis 30 Grad und Schnee, Regen und Sommertage erlebt.
- 1482 Fotos bis heute, welche dann zu Hause aussortiert und bearbeitet werden sollten.
Wir fahren rund 100 km bis Kristiansand um die Fähre nach Hirtshals in Dänemark zu erreichen. Norwegen macht und den Abschied insofern etwas einfacher, als dass es zeitweise regnet und auf diesem letzten Stück eigentlich nicht mehr viel zu sehen ist. Die letzten Kilometer fahren wir sogar mal wieder auf einer richtigen Autobahn. Wir sind einiges zu früh in Kristiansand und machen das, was wir in den letzten Wochen ausgiebig geübt haben: Auf die Fähre warten.
Die Überfahrt nach Hirtshals mit der Hochseefähre mit verschiedenen Restaurants und Shops dauert 4 Stunden und wir verbringen diese in einer gemütlichen Lounge. Wir stehen ziemlich weit vorne auf der Fähre und können so das Öffnen der Rampe beim Anlagen beobachten. Das erste was wir durch die sich öffnende Rampe sehen, sind sich drehende Windräder. Träumen wir? Nein, in Hirtshals sind auf der Hafenmole vier nicht sehr hohe Windräder installiert, und beim Vorbeifahren hat man fast das Gefühl, zwischen der Rotorblättern durchfahren zu müssen.
Wir gehen auf den Campingplatz von Hirtshals, welcher direkt am Meer liegt und von jedem Platz aus Sicht auf das Meer bietet.
Über allem thront der Leuchtturm von Hirtshals. Das Wetter klart auch auf. Und bei unserer Ankunft installiert sich gleich ein Güggeliwagen auf dem Platz. Sowas nennen wir doch eine wunderbare Lage und einen gebührenden Empfang!
Nach dem Nachtessen machen wir noch eine Runde am Meer und steigen zum und auf den Leuchtturm hoch.
2. Juli 2023
Am Morgen Sonnenschein, aber auch schon ziemlich starker Wind. Dieser soll im Laufe des Tages noch zunehmen und bis zum Abend zu Sturmstärke anwachsen. Wir stellen das Wohnmobil mal so auf den Platz, dass wir im Windschatten sitzen und die Sonne geniessen können.
Später machen wir uns auf um dem Strand entlang gehen zu können. Wir gehen zuerst gegen den Wind, dann fällt der Rückweg leichter. Der Wind ist schon ziemlich stark und bald haben wir den Sand in jeder Ritze der Kleidung und es knirscht auch zwischen den Zähnen.
Am Anfang des Strandes hat es eine Art Robidog mit der Bitte, einen Plastiksack mitzunehmen und beim Spaziergang allfällige Abfälle mitzunehmen und mitzuhelfen, das Ufer sauber zu halten. Natürlich machen wir mit. Wir sind danach etwas schockiert. Nach rund einer Stunde haben wir den Sack in der Grösse einer Einkaufstüte gefüllt mit Plastikabfällen, Teilen von Netzen, Verpackungen und Resten von Tauen. Unglaublich was da zusammenkommt ohne dass man intensiv sucht.
Der Wind frischt laufend auf und vom Meer her droht eine dunkle Regenwand. Wir kehren um, der Regen holt uns jedoch sehr schnell ein. Da wir nun aber mit dem starken Wind laufen, ist das nicht so schlimm. In den nächsten Stunde erreicht der Wind Sturmstärke mit Böen bis zu 100 km/h. Dazu immer wieder Regen und ganz ganz kurze Sonnenstrahlen. Wir bleiben deshalb im Wohnmobil, beglücken nochmals den Güggeligrillwagen und richten uns auf eine unruhige Nacht ein. Das gestern so schöne, ruhige Meer zeigt sich heute mit hohen sich brechenden Wellen und viel Gischt.
3. Juli 2023
Die Nacht war ziemlich stürmisch und auch entsprechend unruhig. Der Sturm soll sich erst am Abend etwas abschwächen. Die Katamaran-Schnellfähre hat den Betrieb wegen des Sturms eingestellt. Zum Glück sind wir am Vortag von Norwegen nach Dänemark gefahren, die Überfahrt dürfte heute ziemlich unangenehm sein. Deshalb entscheiden wir uns, das Nordsee Aquarium von Hirtshals zu besuchen. Wir machen uns auf den Weg, auf dem Hinweg mit dem Wind im Rücken, bei Böen müssen wir uns zum Teil dem zusätzlichen Schub von hinten mit Rücklage ziemlich abbremsen. Wir gehen quer durch Hirtshals. Was uns auffällt: Hier hat man keine Vorhänge, im besten Fall Jalousien, welche aber fast ausschliesslich geöffnet sind. So sieht man überall direkt in die Wohn- und Esszimmer. Da es schon gegen Mittag geht, sehen wir einige Menschen fast direkt neben der Strasse an ihren Esstischen.
Im Aquarium hat es erstaunlich viele Besucher, was vermutlich mit dem Wetter zu tun hat. Eindrücklich ist vor allem das riesige, über 3 Stockwerke reichende grosse Aquarium mit vielen grossen Fischen aus der Nordsee. Am eindrücklichsten natürlich die Haie und die beiden riesigen, aber seltsam anmutenden Mondfischen. Unter einem grossen Robbenbecken führt ein Glastunnel durch. Immer wieder faszinierend, diesen Tieren bei ihrem mühelosen und eleganten Schwimmen zuzuschauen. Ebenfalls interessant sind die vielen Aquarien mit den verschiedensten Lebewesen der Ozeane, von kleinsten Garnelen und blauen Hummern zu verschiedenen Fischen und Quallen.
Der Rückweg gegen den Wind wird ziemlich anstrengend. Bei Böen ist es schlichtweg nicht mehr möglich weiter zu gehen, der Wind ist zu stark. Wir flüchten uns zwischendurch in einen Lebensmittelladen und füllen unsere Vorräte nochmals auf.
Abends gehen wir für das Nachtessen in das Städtchen. Die Sommerferien haben aber definitiv angefangen, alle Restaurants sind voll besetzt und wir bekommen keinen Tisch mehr. Vermutlich auch viele Touristen welche bereits am Vortag für die Fähren nach Norwegen angereist sind. Wir kaufen in einem Lebensmittelladen eine Aufbackpizza und essen im Wohnmobil. Abends wird der Wind leicht schwächer, doch rüttelt er nach wie vor den grössten Teil der Nacht am Wohnmobil.
4. Juli 2023
Wir fahren nach dem Frühstück ab in Richtung Deutschland und Nationalpark Wattenmeer, eine Strecke von knapp 450 km. Wir freuen uns sehr auf die beiden gebuchten Ausflüge, eine Schifffahrt zu den Seehundbänken und eine geführte Wanderung durch das Wattenmeer. Die Fahrt auf der Autobahn ist nicht sehr spannend. Die Gegend ist ziemlich flach und es gibt eigentlich nicht viel zu sehen.
Nach ungefähr der Hälfte der Fahrt bekommen wir auf dem Smartphone eine Warnung des Deutschen Wetterdienstes. Es baut sich vor der Küste ein sich schnell bildendes Sturmtief auf und es muss am Mittwoch mit Orkanböen gerechnet werden. Höchste Warnstufe. Kurz darauf eine SMS, dass deshalb die Fahrt zu den Seehundbänken abgesagt werden muss. Es macht keinen Sinn, bei Orkan in Büsum zu sein und wir entscheiden uns, auf den Abstecher dahin leider zu verzichten und definitiv den Heimweg anzutreten. Schade.
Da der Sturm erst gegen Mittag am Mittwoch richtig losgeht, entscheiden wir uns im Norden Deutschlands am Nord-Ostsee Kanal zu übernachten, haben wir diesen doch bisher noch nie richtig gesehen. Doch zuerst überqueren wir diesen auf einer hohen Autobahnbrücke. Danach ist die Ausfahrt wegen Bauarbeiten gesperrt. Eine Umleitung ist signalisiert, jedoch nicht optimal, deshalb nehmen wir eine falsche Abzweigung, welche uns nochmals auf die Autobahn und über die Brücke über den Kanal führt. Also bei der nächsten Ausfahrt wieder raus und nochmals über die Brücke. Dieses Erlebnis haben wir also ausgiebig ausgekostet. Danach finden wir den richtigen Weg.
Beim ersten Stellplatz am Kanal wird uns der letzte Platz gerade vor der Nase weggeschnappt. Erstaunlich, ist es doch erst Mitte Nachmittag. Also weiter nach Rendsburg, wo es zwei weitere Stellplätze direkt am Kanal hat. Wir unterqueren hier den Kanal in einem Tunnel und erreichen den ersten Stellplatz im Hafengelände. Wir können gerade den zweitletzten freien Platz ergattern. Die Schiffe fahren hier wenige Meter neben unserem Wohnmobil durch. Der Platz ist direkt neben der grossen Eisenbahnbrücke aus Stahl gelegen. Diese hat eine lichte Höhe von 42 m, was für die Züge eine doch recht lange Rampe zur Brücke bedingt. Auf der Seite der Stadt wurde dies mit einer Schlaufe gelöst. Unter der Brücke ist eine Fähre an Seilen aufgehängt. Eine fast normale Fähre, nur dass sie einige Meter über dem Wasser schwebt.
Gleich neben der Brücke hat es ein Restaurant mit Wintergarten zum Kanal, so dass wir während dem Nachtessen weiter den Schiffen beim Passieren des Kanals zuschauen können.
5. Juli 2023
Am Morgen geniessen wir noch kurz die Aussicht auf die vorbeifahrenden Schiffe. Insbesondere die Containerschiffe sich doch recht gross und nutzen die maximalen Masse des Kanals voll aus. Wir machen uns aber zeitig auf den Weg, soll doch der Sturm Auswirkungen bis auf die Höhe von Hannover haben. Wir möchten noch gerne vor dem Sturm durch Norddeutschland fahren. Bis nach Hause sind es noch über 1000 km, wir entscheiden uns deshalb, in Köln auf etwa halbem Weg noch zu übernachten.
Wir fahren immer etwa an der Grenze zwischen dem schlechten Wetter im Norden und dem besseren im Süden. Das Tief ist also ziemlich gleich schnell wie wir unterwegs. Der Wind frischt ziemlich schnell auf. Im Radio ist dieser ausserordentliche Sommersturm ein grosses Thema. Die Fahrt ist teilweise wegen den starken Böen auf der Autobahn auch ziemlich anspruchsvoll.
Wir erreichen Köln so Mitte Nachmittag und stellen das Wohnmobil auf einen Campingplatz am Stadtrand direkt am Rhein. Mit E-Scootern fahren wir in die Stadt und besuchen zuerst den Kölner Dom. Ein absolut imposantes Bauwerk. Wir gehen an die Rheinpromenade, wo es viele Restaurants hat. Da es schönes Wetter ist, hat es auch viele Leute hier, welche den Feierabend geniessen.
Später fahren wir zurück zum Campingplatz und geniessen noch die letzten Sonnenstrahlen am Rhein. Auf einer Kiesbank hat es noch eine grössere Zahl Wildgänse und eine Nilgans mit mehreren Jungen. So kling der letzte Abend unserer Reise aus.
6. Juli 2023
Heute geht es zurück nach Hause. Eine Strecke von 550 km liegt vor uns. Wir haben noch etwas Befürchtungen wegen des Verkehrs, ist doch die Autobahn Frankfurt - Basel bekannt für die Staus. Wir haben jedoch nur einmal einen Stau, bei dem wir aber recht gut durchkommen. Um 17 Uhr sind wir wohlbehalten wieder zurück zu Hause. Nun heisst es, uns wieder auf den Alltag einzustellen.
Wir nehmen enorm viele Eindrücke und Erlebnisse mit. Das Tagebuch wird hier sicher extrem hilfreich sein, verschwimmen doch viele Erinnerungen und Erlebnisse. So können wir diese wieder richtig zu- und einordnen.